Schäuble: Verbleib Griechenlands in der Eurozone nicht entschieden
Archivmeldung vom 26.10.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFür Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ist noch offen, ob Griechenland den Euro behält. Im Exklusivinterview für die "ZDFzeit"-Dokumentation "Kampf um den Euro" am Dienstag, 30. Oktober 2012, 20.15 Uhr, sagte Schäuble: "Wir wollen, dass Griechenland in der Eurozone verbleiben kann. Aber Griechenland muss eine Menge tun. Das ist noch nicht entschieden."
Trotz des Aufschubs, der jetzt für Griechenland im Gespräch ist, stellt Schäuble in Frage, ob Athen die Auflagen der Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds erfüllen kann: "Es bestehen Zweifel, dass Griechenland bisher seinen Verpflichtungen gerecht werden konnte. Diese Zweifel müssen für die Zukunft ausgeräumt werden."
Die "ZDFzeit"-Dokumentation von Michael Haselrieder, Karl Hinterleitner und Reinhard Laska schildert, wie sich die Krise im Lauf des Jahres 2012 entwickelt hat. Die Autoren waren wochenlang unterwegs in Griechenland, Frankreich, Italien und Spanien. Sie fragen, wer für die schwerste Krise Europas in der Nachkriegszeit verantwortlich ist und zeigen, dass die Bevölkerung die Zeche zahlt: In Athen bilden sich lange Schlangen vor den Suppenküchen. Prügelnde Rechtsradikale ziehen durch die Straßen. Beinahe täglich erschüttern Demonstrationen und Proteste das Land.
Die Sparpolitik der Troika, die Griechenland eigentlich aus dem Schuldensumpf führen sollte, sorgt bei vielen für Empörung: "Sie behandeln uns wie ein Dritte-Welt-Land, führen sich auf wie Besatzer", klagt der Abgeordnete Nikos Tsoukalis. Vor allem die Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel wird für die Misere im Land verantwortlich gemacht. Finanzminister Schäuble weist den Vorwurf zurück. "Wenn in Griechenland Politiker den Menschen einreden, schuld an ihren Problemen sei irgendjemand in Brüssel, Europa oder Deutschland, dann sind das unverantwortliche Demagogen. Schuld an der Lage in Griechenland ist niemand anderes als Griechenland und die griechischen Politiker", sagte Schäuble den "ZDFzeit"-Autoren.
Auch in Italien ist die Krise angekommen. Zahlreiche Firmen machen Pleite. "Ich habe noch nie eine solche Situation erlebt. Viele Unternehmer in Italien sehen keine Zukunft mehr", sagt Romano Prodi in der "ZDFzeit"-Dokumentation. Der ehemalige italienische Ministerpräsident und Ex-Präsident der EU-Kommission fürchtet schwere soziale Unruhen in allen Krisenländern, falls sich nicht schnell etwas ändere.
Quelle: ZDF (ots)