Hunger in Haiti: Kindernothilfe startet Projekt gemeinsam mit EU
Archivmeldung vom 15.04.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Kindernothilfe startet in diesen Tagen ein gemeinsam mit der Europäischen Kommission finanziertes Entwicklungsprojekt für Kleinbauernfamilien in Haiti. Ziel ist unter anderem die nachhaltige Verbesserung der Einkommens- und Nahrungsmittelsituation.
Dabei sind die extrem gestiegenen Preise für Nahrungsmittel jetzt auch eine Chance. Die Kleinbauern haben seit langem wieder die Möglichkeit, von dem Verkauf ihrer Produkte zu leben.
Das war seit einigen Jahren nicht mehr der Fall. Dietmar Roller, Auslandsvorstand der Kindernothilfe: "Vor allem subventionierte Produkte aus den USA haben den Markt in Haiti nach und nach zerstört. Auf meiner letzten Reise im November berichteten Bauern, dass sie kein Geflügel mehr züchten, weil sie die importierten Hühnerschenkel aus den USA im Preis nicht unterbieten können." In Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission werden unter anderem 600 Bauernfamilien in mehreren Regionen Haitis dabei unterstützt, ihr Land ertragreich zu bewirtschaften und profitabel Tierzucht zu betreiben. Jede Familie erhält eine Ziege, Saatgut und landwirtschaftliches Gerät als Startkapital. Das Gesamtprojekt hat eine Laufzeit von drei Jahren, die EU steuert 750.000 Euro bei, die Kindernothilfe 250.000 Euro.
"Wir sind davon überzeugt, dass solche mittel- bis langfristigen Projekte die Selbsthilfekräfte einer Gesellschaft stärken. Dass nach den weltweiten Hungerrevolten nun die Entwicklungshilfe insgesamt in Frage gestellt wird, ist ein Fehler. Ohne die private und auch öffentliche Entwicklungshilfe der letzten 50 Jahre wäre die Situation in den Armutsregionen dieser Welt heute noch viel dramatischer", so Roller.
Die
Kindernothilfe ist seit 27 Jahren in Haiti aktiv. Heute unterstützt sie
über 2.000 Kinder und Jugendliche in sechs langfristigen Projekten.
Schwerpunkte sind Bildung und der Kampf gegen die sklavenähnliche
Ausbeutung von Kindern - den sogenannten "Restavèks". Etwa 175.000
Mädchen und Jungen müssen in fremden Familien bis zu 14 Stunden am Tag
als Hausangestellte arbeiten, weil Vater und Mutter sie nicht ernähren
können.
Quelle: Kindernothilfe