Humanitäre Katastrophe auf Sri Lanka absehbar - Militärische Eskalation verschärft Flüchtlingskrise
Archivmeldung vom 11.04.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlUnbemerkt von der Weltöffentlichkeit bahnt sich an der Ostküste Sri Lankas eine humanitäre Katastrophe an, weil sich dort Zehntausende von Menschen auf der Flucht vor dem eskalierenden Bürgerkrieg befinden.
Das berichtete das "Bündnis Entwicklung hilft",
ein Zusammenschluss der Hilfswerke Brot für die Welt, Deutsche
Welthungerhilfe, medico international, MISEREOR und terre des hommes,
am Dienstag in Aachen. Die Kämpfe zwischen der srilankischen Armee,
den Rebellen der LTTE und der von ihnen abgespaltenen Karuna-Gruppe
sind außer Kontrolle geraten. Fast 160.000 Menschen suchen seit zwei
Wochen in der Stadt Batticaloa Schutz. Mehr als die Hälfte von ihnen
campiert auf Straßen, Plätzen oder freiem Feld. Viele hungern und
haben keine medizinische Versorgung. "Die internationale Gemeinschaft
muss endlich etwas gegen diese absehbare Katastrophe unternehmen und
Druck auf die Regierung Sri Lankas ausüben", forderte der
Südasien-Koordinator von medico international, Thomas Seibert, im
Namen des Bündnisses.
Nach wie vor treibt die Armee ganze Gruppen von Flüchtlingen gegen
ihren Willen ins Kampfgebiet zurück. Dort sind sie durch das
Geschützfeuer der Kriegsparteien bedroht und laufen Gefahr, in
Minenfelder zu geraten.
Zugleich werden die Flüchtlinge, aber auch die Einwohner Batticaloas, immer häufiger von Paramilitärs der Karuna-Gruppe überfallen, die plündernd durch die Straßen ziehen und nachts Jagd auf schutzlose Frauen machen. Die von der LTTE abgespaltenen und jetzt mit der Armee verbündeten Paramilitärs sind offenbar außer Kontrolle geraten; im Streit um Beutegut kämpfen sie mittlerweile sogar untereinander. Die Karuna-Gruppe rekrutiert auch zwangsweise Kinder.
"Während Armee und zivile Regierungsstellen sich selbst kaum um
die Flüchtlinge kümmern, behindern sie gleichzeitig die vor Ort
tätigen Hilfsorganisationen", kritisierte Seibert. Diese werden
mittlerweile ebenfalls von den Karuna-Rebellen überfallen. Durch die
Sperrung mehrerer Zufahrtsstraßen ist es nahezu unmöglich geworden,
dringend benötigte Hilfsgüter in die Region zu bringen.
Zehntausende Flüchtlinge werden nur von der selbst Not leidenden Zivilbevölkerung Batticaloas versorgt. Katastrophal ist vor allem die hygienische Situation, weil die Menschen gezwungen sind, ihre Notdurft auf offener Straße zu verrichten. In der Folge außergewöhnlich heftiger Regenfälle breiten sich Durchfall-, Erkältungs- und Fiebererkrankungen epidemisch aus.
Ohne massiven internationalen Druck werden die
Bürgerkriegsparteien ihre Verhandlungen nicht wieder aufnehmen. Die
Verantwortung für die aktuelle Eskalation liegt vor allem bei der
Regierung in Colombo. Deshalb fordert das "Bündnis Entwicklung hilft"
die Bundesregierung und den Bundestag auf, gemeinsam mit der
Europäischen Union den Druck auf Colombo zu erhöhen. "Es ist nicht
nur menschlicher, sondern auch ökonomischer, jetzt zu handeln,
anstatt hinterher die Opfer zu beklagen und zu versorgen", mahnte
Seibert.
Die srilankischen Partner des Bündnisses sind seit Jahren mit einer Vielzahl von Hilfs- und Entwicklungsprojekten in den Bürgerkriegsgebieten aktiv und unterstützen aktuell die Entsendung mobiler Kliniken zur medizinischen Versorgung der Flüchtlinge in Batticaloa.
Quelle: Pressemitteilung Bündnis Entwicklung hilft