medico international fordert Entschädigung der Kriegsopfer
Archivmeldung vom 02.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBürgerkriegsopfer in Sierra Leone begrüßen den Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten Liberias, Charles Taylor, der am 4. Juni in den Haag eröffnet wird. Dies berichtet die Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international, die seit mehreren Jahren Opferverbände in dem westafrikanischen Land unterstützt.
Taylor muss sich wegen Kriegsverbrechen während des Bürgerkrieges
im benachbarten Sierra Leone verantworten. Das juristische Verfahren
ist ein wichtiger Beitrag zur Versöhnung im kriegszerstörten Sierra
Leone. Für einen nachhaltigen Friedensprozess muss das Verfahren
jedoch Hand in Hand gehen mit der Entschädigung der Opfer.
Medico-Mitarbeiterin Anne Jung hat kürzlich das Land besucht, sie
berichte: "In den ländlichen Regionen des Landes drohen die
Kriegsversehrten zu verhungern. Vor allem die Menschen, die gezielt
am sind dringend auf Unterstützung angewiesen" berichtet Anne Jung,
die gerade das westafrikanische Land besucht hat. "Die
internationalen Befriedungskonzepte greifen oftmals zu kurz. Für
einen nachhaltigen Frieden ist die Entschädigung der Kriegsopfer
unabdingbar." Auch Edward Conteh von der "Amputees and War Wounded
Association" sieht den Frieden in Gefahr: "Die von den Opfern erlebte
Rechtlosigkeit kann sie wieder zu den Waffen greifen lassen." Die
Wahrheits- und Versöhnungskommission hat bereits 2005 die Schaffung
eines Kriegsopferfonds empfohlen - geschehen ist bislang nichts.
Kriegsprofiteure in Europa
Die Konfliktursache darf nicht auf die "Unperson" Charles Taylor
reduziert werden. Die Kriege in Westafrika während der 1990er Jahren
wurden durch den Waffenhandel mit Europa immer wieder angefacht, der
Kauf der Waffen aus dem Diamantenhandel finanziert. Daher fordert
medico international wirksame Maßnahmen, die helfen, den Handel mit
Konfliktressourcen in Zukunft zu unterbinden. Die Bundesregierung
wird aufgefordert, sich dieser Forderung anzuschließen, um ihre
Ankündigung, sich für ein friedliches Afrika einzusetzen, Substanz zu verleihen.
Quelle: Pressemitteilung medico international