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"Sie überleben, aber nur knapp" - ein Jahr nach der Explosion in Beirut treibt die Wirtschaftskrise Kinder in den Hunger

Archivmeldung vom 29.07.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.07.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
Bild: Screenshot Youtube
Bild: Screenshot Youtube

Seit der Explosion in Beirut vor einem Jahr (4. August) hat sich die finanzielle Situation für Familien drastisch verschlimmert. Ursache ist neben den direkten Folgen der Brandkatastrophe die politische und wirtschaftliche Abwärtsspirale, in der sich das Land befindet. Eine Analyse der Kinderrechtsorganisation Save the Children ergab, dass Familien aus allen Einkommensschichten Beiruts tiefer in die Armut gerutscht sind und Kinder vermehrt arbeiten müssen. 47 % der Libanesen und fast 90 % der syrischen Geflüchteten können sich Dinge des täglichen Bedarfs nicht mehr leisten.

"Sie überleben, aber nur knapp", sagt Jennifer Moorehead, Landesdirektorin von Save the Children im Libanon."Die Regierung im Libanon und die internationale Gemeinschaft müssen erkennen, dass wir inmitten einer humanitären Krise stecken. Hunderttausende Kinder gehen hungrig zu Bett, oft ohne eine einzige Mahlzeit am Tag. Wenn nicht schnell etwas geschieht, könnten Kinder sogar verhungern."

Die Explosion tötete in Beirut über 200 Menschen und verletzte mehr als 7.000. Gepaart mit einer extremen Wirtschaftskrise, COVID-19 und dem weltweit höchsten Anstieg von Lebensmittelpreisen (Preisverdreifachung) müssen nun immer mehr Familien im Überlebenskampf zu verzweifelten Maßnahmen greifen, die vor allem die Jüngsten und Schwächsten treffen - Kinder. Ausgaben für Gesundheit und Bildung sind für die Mehrheit unmöglich und der tägliche Bedarf ist oft nur mit Ersparnissen, geliehenem Geld oder durch die Arbeit von Kindern finanzierbar.

Güter wie Linsen, Speiseöl, Windeln, Damenbinden und Treibstoff sind für rund die Hälfte der Libanesen und fast alle syrischen Flüchtlinge unerschwinglich. Durch den Kauf grundlegender Güter ist die finanzielle Lücke im vergangenen Jahr um 550 Prozent in die Höhe geschnellt. Armen Familien und denen mit mittlerem Einkommen fehlen jeden Monat mehrere hundert Dollar.

"Unsere Kinder sehnen sich nach Essen! Sie haben erheblich an Gewicht verloren, und die ganze Situation hat nicht nur ihre körperliche, sondern auch ihre seelische Gesundheit beeinträchtigt. Mein Vater hat Krebs, und aufgrund der Situation verpassten wir einige Monate der Behandlung. Die Medikamente waren entweder nicht verfügbar oder zu teuer. Ich weiss nicht, wie lange wir so überleben werden. Monatelang haben wir gewartet und gehofft, dass es besser wird, aber alles, was wir erleben, ist ein freier Fall in den Abgrund", sagt Najwa, eine alleinerziehende libanesische Mutter von zwei Kindern, die von Save the Children unterstützt wird.

Save the Children fordert die internationale Gemeinschaft auf, vorrangig Mittel für eine Bargeldunterstützung für die bedürftigsten Familien aller Nationalitäten im Libanon bereitzustellen. Ein auf Bargeld basierendes soziales Sicherheitsnetz durch die Regierung würde die monatlichen Grundbedürfnisse der Familien decken. Damit bekämen Kinder Zugang zu Nahrungsmitteln, Strom, Gesundheitsversorgung sowie sauberem Wasser, und könnten weiterhin zur Schule gehen.

Quelle: Save the Children Deutschland e.V. (ots)

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