IW-Chef Hüther: Sanktionen sind selten ein überzeugendes Instrument der Auseinandersetzung.
Archivmeldung vom 08.03.2014
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Freigeschaltet durch Doris OppertshäuserDer Direktor des Institutes der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, glaubt, dass Russland im Zweifelsfall von Sanktionen heftiger getroffen werden dürfte als der Westen inklusive der deutschen Wirtschaft. Dem "Kölner Stadt-Anzeiger" sagte er: "Sanktionen sind selten ein überzeugendes Instrument der Auseinandersetzung." Er fügte hinzu: "Das Bedrohungspotenzial relativiert sich bei Betrachtung der intensiven gegenseitigen wirtschaftlichen Verflechtung."
Hüther sagte außerdem: "Russland ist mindestens ebenso auf die Geldflüsse von den westlichen Nachbarn für Rohstoffe angewiesen wie diese auf das Gas - eher noch mehr. Angesichts der strukturellen Defizite der russischen Wirtschaft - hohe Rohstoffabhängigkeit im Export, wenig Innovationskraft, eine schwache Demografie - würden Sanktionen dort starke Wirkung entfalten. Russland hat aufgrund der erkannten Defizite einen Öffnungskurs eingeschlagen, zum Beispiel mit dem WTO-Beitritt. Eine starre Haltung der russischen Führung würde das gerade aufgebaute Vertrauen bei den Nachbarn und Partnern kosten."
Industrie fürchtet Enteignungen als Reaktion auf Wirtschaftssanktionen gegen Russland
Wirtschaftsvertreter warnen vor negativen Konsequenzen, sollte die Europäische Union (EU) mit Handelsbeschränkungen gegen Russland auf die Krim-Krise reagieren. "Wirtschaftssanktionen sind ein riskantes Spiel, bei dem auch Deutschland viel zu verlieren hat", sagte der Außenhandelschef beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Volker Treier, dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Im schlimmsten Fall könnte es zu Enteignungen deutscher Firmen in Russland kommen." Der Vorsitzende des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft, Eckhard Cordes, sagte dem Magazin: "Ich warne eindringlich vor wirtschaftlichen Sanktionen." Cordes weiter: "Die Verflechtungen zwischen der EU und Russland sind so groß, dass beiden Seiten schwere Schäden drohen." Die EU hatte in der vergangenen Woche bei einem Sondergipfel die Aussetzung von Verhandlungen über Visa-Erleichterungen sowie über das neue Grundlagenabkommen beschlossen. Weitere Sanktionen, wie Einreiseverbote und Kontensperrungen, könnten folgen, sollte Russland sich nicht auf eine Kontaktgruppe einlassen, hieß es.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots) / dts Nachrichtenagentur