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Menschenkette und Kundgebung vor der neuen BND-Zentrale in Berlin

Archivmeldung vom 05.09.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.09.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Reporter ohne Grenzen
Bild: Reporter ohne Grenzen

Rund 150 Menschen haben heute den BND vor seiner neuen Zentrale an der Berliner Chausseestraße symbolisch an die Kette gelegt. Die Menschenkette zog mit riesigen Kettengliedern vor das BND-Gelände und schloss die Kette mit einem Vorhängeschloss. Wenige Tage vor der Wiederaufnahme des NSA-Untersuchungsausschusses forderten die Demonstranten eine sofortige Aufklärung des BND-Skandals, den Stopp der anlasslosen Massenüberwachung und eine wirksame Kontrolle des Geheimdienstes.

Zur Kundgebung und Menschenkette hatte ein Bündnis von Amnesty International, Digitalcourage, Humanistische Union, Internationale Liga für Menschenrechte, Reporter ohne Grenzen, Whistleblower-Netzwerk und #wastun gegen Überwachung aufgerufen.

Werner Koep-Kerstin, Bundesvorsitzender der Humanistischen Union: "Wir legen den BND an die Kette, weil er den Boden von Demokratie und Rechtstaatlichkeit verlassen hat. Wer millionenfach und ohne Anlass Menschen ausspioniert und ihre privaten Kommunikationsdaten an amerikanische Geheimdienste weitergibt, ist eine Gefahr für unser Land. Es ist ein Skandal, dass die Bundesregierung bisher nicht zur Aufklärung dieser illegalen Überwachung beigetragen hat. Mit unserer Aktion fordern wir Merkel und Co. zu Aufklärung, Transparenz und Kontrolle auf."

Matthias Spielkamp, Vorstandsmitglied von Reporter ohne Grenzen: "Der BND ist ganz offensichtlich unkontrollierbar geworden. Sein Präsident vertritt offensiv Rechtsauffassungen, die dem Grundgesetz widersprechen und zum Beispiel dazu führen, dass die Kommunikation von Journalisten unerlaubt überwacht damit der Quellenschutz ausgehöhlt wird. Das ist für eine Demokratie inakzeptabel. Vor allem kann es nicht einem Geheimdienst überlassen bleiben, Recht und Gesetz für sich auszulegen. Doch die Regierung ist offenbar nicht willens oder in der Lage, den BND in seine Schranken zu weisen. Daher hat Reporter ohne Grenzen Klage eingereicht und ist zuversichtlich, dass die Gerichte dem BND - und damit auch dem Kanzleramt - die Grenzen aufzeigen werden."

Prof. Dr. Fanny-Michaela Reisin, Präsidentin der Internationalen Liga für Menschenrechte: "'BND an die Kette' ist am Vorabend der Wiederaufnahme der Arbeit des NSA-Untersuchungsausschusses unsere Mahnung an die Adresse der Regierung, die parlamentarische Kontrolle des BND nicht länger zu behindern. Die rückhaltlose Aufklärung aller Skandale in diesem Geheimdienst muss unterstützt und die anlasslose Massenüberwachung gänzlich eingestellt werden!"

Lena Rohrbach, Expertin für Menschenrechte im digitalen Zeitalter bei Amnesty International: "Die willkürliche Überwachung von E-Mails, Telefonaten, SMS und Chats ist eine millionenfache Verletzung des Menschenrechts auf Privatsphäre. Überwachung darf nur stattfinden, wenn ein konkreter Verdacht vorliegt und die Überwachungsmaßnahme gezielt, notwendig, verhältnismäßig und richterlich angeordnet ist. Die globale Massenüberwachung durch westliche Geheimdienste erfüllt keines dieser Kriterien."

Klage von Reporter ohne Grenzen gegen den BND unterstützen: www.reporter-ohne-grenzen.de/bnd-klage/

Quelle: Reporter ohne Grenzen e.V. (ots)

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