In der Teuerungswelle könnten auch viele Oberösterreicher ertrinken
Archivmeldung vom 12.03.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer russisch-ukrainische Krieg befeuert die Teuerungswelle auf dem Energiesektor, was auch die Oberösterreicher spüren werden. Noch kämpfen sie mit der normalen Preiserhöhung durch die galoppierende Inflation, in der die möglichen Kriegsfolgen noch nicht berücksichtigt sind. Doch die Leute, so vermuten Experten salopp, werden sich warm anziehen müssen. Dies berichtet das Magazin "Wochenblick.at".
Weiter berichtet das Magazin: "Während die frühere Familienministerin Sophie Karmasin die Teuerungswelle der letzten zwei Jahre mit Vermittlungshonoraren aus dubiosen Geschäften abgefedert zu haben scheint (es gilt die Unschuldsvermutung), wissen andere österreichische Staatsbürger nicht mehr, was sie noch einsparen sollen, um die stark gestiegenen Preise für Gas, Strom und Sprit bezahlen zu können.
Bonus bringt nichts
Der Freistädter Pensionist Klaus Bergsmann (66) nagt zwar nicht am
Hungertuch, dennoch wird der ehemalige Installateur und
Gemeindebedienstete ab 1. April eine doppelt so hohe Gasrechnung wie
bisher zu bezahlen haben. „Ich beheize mein gesamtes Haus mit Gas“,
erzählt er, „was mich bisher monatlich 100 Euro gekostet hat.“ In
Zukunft wird er 200 Euro dafür berappen müssen. Für den Strom zahlt er
schon um 50 Euro mehr.
In ähnlicher Lage befindet sich der ehemalige
Bundesheerangehörige und nunmehrige Pensionist Wilhelm Hiesl (74), der
nicht nur die gestiegenen Energiekosten beklagt. „Alles ist teurer
geworden“, sagte er, „auch die Lebensmittel.“ Für 1 Kilogramm Brot müsse
man heute schon vier Euro bezahlen, rechnet er vor und wie alle anderen
Bürger muss auch er schauen, wie und womit er die Mehrkosten
ausgleichen kann.
Die Bezieher von Mindestpensionen fürchten sich bereits vor der nächsten Rechnung und stellen sich schon darauf ein, den Gürtel noch enger zu schnallen. „Eigentlich bin ich pleite“, sagt ein Rentner aus Linz, der darum bittet, seinen Namen nicht zu veröffentlichen. Seine Pension von bislang etwa 1300 Euro war nach der Steuerreform auf etwa 1324 Euro brutto gestiegen. Dies bringt ihm netto aber nur ein Plus von zirka 36 Euro ein. Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig, heißt es dazu von Vertretern der Pensionisten, weil diese Erhöhung im Verhältnis zur mehr als 5-prozentigen Teuerung nichts auszugleichen vermag. Im Gegenteil: Selbst wenn der Energiebonus noch dazukommen sollte, erleidet der Pensionist mit seinem durchschnittlichen Rentenbezug einen Kaufkraftverlust von mehr als 300 Euro jährlich, betonen Steuerexperten.
Sparvorschläge
Mit den läppischen 150 Euro Energiekostenausgleich werden die Probleme nicht gelöst, daher fordert der Pensionisten-Verband auch eine Nachbesserung. Vorläufig gibt es von Servicevereinen für Verbraucher gut gemeinte Ratschläge, wie man die Teuerungswelle austricksen kann. Dafür sollte man den persönlichen Energieverbrauch und die eigen vier Wände auf den Prüfstand stellen, rät man, und schauen, wie viel Strom die gängigen Haushaltsgeräte im täglichen Gebrauch verursachen. Das sparsamste Haushaltsgerät sei der Handstaubsauger, haben Verbrauchstester herausgefunden. Bei täglicher Verwendung von nur vier Minuten verursache ein Handstaubsauger nur ein Achtel jener Kosten, die ein normaler Staubsauger verschlänge. Auch mit dem Einsatz von Toastern, Mikrowellengeräten, Mixern und LED-Glühbirnen könne man in Haushalten Stromkosten sparen. Heutige Pensionisten fühlen sich bei diesen Vorschlägen wieder in die Zeit der Energiekrise im Jahr 1974 zurückversetzt, als der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky die Männer aufforderte, sich künftig nass zu rasieren anstatt elektrisch, um Strom zu sparen.
Raus aus Abhängigkeit
Eine effektivere und nachhaltigere, wenn auch nicht sofort umsetzbare Idee, wie Strom noch rationeller genutzt und dabei gespart werden kann, weiß der Freistädter Energiestadtrat Harald Schuh. Die Abhängigkeit von Stromanbietern müsse verringert werden, betont er, weshalb er die Gründung einer Energiegemeinschaft angeregt hat, zumindest für seine Heimatgemeinde.
Freistädter, die mithilfe ihrer Fotovoltaik-Anlage selbst Strom erzeugen, könnten diese über den neuen Verein Nachbarn zur Verfügung stellen und aufgrund der kurzen Transportwege würden Netzkosten und damit auch Stromkosten eingespart. Die Voraussetzung für die Realisierung dieses Vorhabens wurden im Freistädter Gemeinderat schon geschaffen und die Idee könnte durchaus Schule machen."
Quelle: Wochenblick