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Migrationsexperte: Türkei braucht weitere EU-Flüchtlingshilfen

Archivmeldung vom 23.01.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.01.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Geldberg (Symbolbild)
Geldberg (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Der Migrationsexperte Gerald Knaus spricht sich indirekt für eine Verlängerung des EU-Türkei-Abkommens aus. "Jeder hat ein Interesse, dafür zu sorgen, dass sich die chaotische Situation von 2015 nicht wiederholt", sagte er am Donnerstag im RTL/n-tv-"Frühstart". Es sei auch im deutschen Sinne, "dass die EU bei der größten Flüchtlingskatastrophe weltweit einem Nachbar auch im Eigeninteresse hilft", so Knaus.

Mit Blick auf ihren anstehenden Besuch in der Türkei forderte er Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, zu erklären, dass Deutschland sich dafür einsetzen werde, dass die EU die "großzügige Hilfe für Syrer im Land" weiter unterstütze. Dies sichere auch Einfluss, denn die Türkei brauche das Geld, aber es sei auch "unser Interesse, humanitär und politisch", sagte der Experte der RTL/n-tv-Redaktion. Ferner plädierte Knaus für einen Mechanismus, mit dessen Hilfe überprüft werden könne, dass in die Türkei zurückgeschickte Migranten dort gemäß der Europäischen Menschenrechtskonvention behandelt werden.

"Die Türkei sagt das zwar zu, aber wir brauchen einen Mechanismus, das zu überprüfen, einen Ombudsmann oder einen Sondergesandten", so Knaus. Dann könnten Asylbeamte mit gutem Gewissen Flüchtlinge in die Türkei zurückschicken. Und schließlich müsse Merkel mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan über "die dramatische Situation" an der Grenze zu Syrien sprechen, "wo Millionen immer noch im Krieg sind". Europa müsse solidarisch bleiben, wenn sich etwa eine größere Zahl von Menschen aus diesem Gebiet auf den Weg ins Nachbarland Türkei mache, so der Zuwanderungsexperte. Trotz aller Spannungen werde eine der "wichtigsten, spannendsten und schwersten Aufgaben" darin bestehen, zu zeigen, dass man gemeinsame Interessen habe, sagte Knaus.

In der Türkei lebten etwa drei Millionen syrische Flüchtlinge, deren Zahl weiter wachse. Jährlich würden allein 100.000 syrische Kinder im Land geboren. Es gehe nun auch um Fragen der Bildung und Sprachkurse. "Die jungen Syrer müssen gut Türkisch lernen, denn auf absehbare Zeit bleiben sie in der Türkei", so der Experte. Deutschland habe gute Erfahrungen beim Thema Integration und könne hier besonders helfen. Knaus war maßgeblich an der Entwicklung des EU-Türkei-Abkommens beteiligt.

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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