Griechenland: Generalstreik legt weite Teile des Landes lahm
Archivmeldung vom 24.02.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn Griechenland hat am Mittwoch ein Generalstreik weite Teile des öffentlichen Lebens lahm gelegt. Insbesondere das Verkehrswesen brach fast vollständig zusammen. Am Athener Flughafen wurden mehr als 100 Flüge gestrichen, Fähren fuhren nicht und Züge blieben aus. Die meisten Geschäfte hatten ebenso geschlossen wie zahlreiche Arztpraxen und Schulen. Zudem versammelten sich Medienberichten zufolge rund 30.000 Demonstranten vor dem Parlament in Athen und protestierten gegen die Sparpolitik der Regierung.
Am Rande der Demonstration kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Randalierenden und der Polizei. Seit dem Frühjahr 2010 kam es in dem Land immer wieder zu Generalstreiks und Protesten. Hintergrund ist die Zahlungskrise des EU-Staates und die Finanzhilfe durch den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die EU. Beide haben die griechische Regierung zu harten Sparmaßnahmen als Gegenleistung für die Hilfen verpflichtet. Die Sparpolitik der sozialistischen Regierung unter Giorgos Papandreou trifft vor allem Beamte, aber auch Rentner und Angestellte im privaten Sektor. In der griechischen Öffentlichkeit gibt es nur wenig Verständnis für den harten Kurs. Viele Griechen machen die EU und den IWF für die schlechte Lage in ihrem Land verantwortlich.
Papandreou verspricht Rückzahlung von Schulden
Griechenlands Premierminister Giorgos Papandreou hat in der Debatte um die europäischen Finanzhilfen für das angeschlagene Land eine komplette Rückzahlung von Griechenlands Schulden zugesichert. Papandreou sagte der "Bild-Zeitung": "Ich verspreche Ihnen, Griechenland wird jeden Cent zurückzahlen. Die griechische Wirtschaft hat viel Potenzial und erlebt gerade einen Exportboom. Dies dank der nachhaltigen Strukturreformen und der Opfer, die das griechische Volk im vergangenen Jahr geleistet hat und immer noch leistet." Papandreou verwies auf die zahlreichen Reformen seiner Regierung: "Wir haben binnen Monaten Reformen nachgeholt, für die andere Länder Jahrzehnte gebraucht haben. Frauen gehen zum Beispiel nicht mehr, wie es vereinzelt vorkam, mit 45, sondern alle mit 65 Jahren in Rente. Das ist ein Riesensprung." Papandreou betonte, dass es eine neue politische Kultur in Griechenland geben werde. "Für fünf pensionierte Beamten wird künftig einer eingestellt."
Premierminister zeigt Verständnis für deutsche Verärgerung bei Krediten
Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou hat Verständnis für die Haltung von Deutschen gezeigt, die den Finanzhilfen für Griechenland kritisch gegenüberstehen. Papandreou sagte der "Bild-Zeitung": "Es sind Kredite, für die wir Zinsen zahlen, und keine Geschenke! Und wir wollen die Kredite ja nicht, um alles so zu lassen, wie es war, sondern um Zeit für die nötigen Veränderungen zu gewinnen. Aber ich verstehe manchen Ärger der Deutschen. Ich kann mich nur bei ihnen bedanken." Papandreou wies Forderungen deutscher Politiker zurück, griechische Inseln zu verkaufen, um Schulden abzubauen. "So etwas ist ausgeschlossen. Sie müssen einfach verstehen, wie wichtig diese Inseln für die Griechen und die griechische Geschichte sind." Griechenland habe enorme Summen im Verteidigungsetat ausgegeben, um die Inseln nahe der türkischen Küste zu sichern. Außerdem seien die Inseln ein Kulturerbe, das auch deutsche Touristen schätzen. Papandreou: "Wenn wir unsere Inseln an ein paar Superreiche verkaufen, sind sie danach für alle gesperrt. Wir wollen diese einzigartige Naturlandschaft behutsam und ökologisch entwickeln, das bringt viel mehr."
Quelle: dts Nachrichtenagentur