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Ex-Bundesaußenminister Joschka Fischer: "Meine Zielvorstellung sind die Vereinigten Staaten von Europa"

Archivmeldung vom 07.10.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.10.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: "obs/ZDF"
Bild: "obs/ZDF"

Vor drei Jahren erhielt die EU den Friedensnobelpreis, doch jetzt treibt die Flüchtlingskrise die Gemeinschaft auseinander. Ist die europäische Einheit, die vielbeschworene Wertegemeinschaft, nur eine Fiktion? "Europa - Kaputte Gemeinschaft?" - darüber spricht Richard David Precht in seiner Philosophiesendung am Sonntag, 11.Oktober 2015, 0.00 Uhr, mit dem ehemaligen Außenminister und überzeugten Europäer Joschka Fischer.

Mehr denn je zeigt sich Europa zerrissen zwischen supranationaler Solidarität und nationaler Souveränität, zwischen politischen Idealisten, noch mehr Lobbyisten und noch viel mehr desinteressierten Bürgern, zwischen armen und reichen Ländern. Aber auch zwischen Neumitgliedern wie Ungarn, Kroatien oder Tschechien, die ihren lange unterdrückten Nationalstolz aufleben lassen, während die unangefochtenen Hegemonialmächte Deutschland und Frankreich an allen europäischen Instanzen vorbei ihr eigenes Süppchen kochen, so Precht.

Joschka Fischer ist optimistischer. Seine Vision: "Meine Zielvorstellung ist, zumindest im Rahmen der Eurogruppe, eine volle politische Integration. Das heißt: Die Vereinigten Staaten von Europa (...)." Doch zunächst müsse sich Europa um die Flüchtlingskrise kümmern. Fischer: "Die kurzfristigen Herausforderungen machen es notwendig, ein gemeinsames Grenzschutz-System und -Verfahren zu haben." Wie aber sieht es mit einer europäischen Verteidigungspolitik aus, fragt Precht. Joschka Fischer antwortet atlantisch: "Ich wünsche mir, dass die Europäer im Rahmen der NATO sehr viel stärkere Beiträge leisten. (...) Wir leben mit unserer Sicherheit immer noch von der Sicherheitsgarantie der USA. Und wer das ändern will, der muss sehr, sehr, sehr viel Geld in die Hand nehmen." Europa werde früher oder später auch eine gemeinsame Armee haben, meint Fischer. "Aber solange wir so abhängig sind von der Sicherheitsgarantie, empfehle ich die NATO dringend, ganz dringend", mahnt er die Europäer.

Quelle: ZDF (ots)

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