Luisa Neubauer (Grüne) weist Trump-Kritik an Klimaschutzbewegung zurück
Archivmeldung vom 23.01.2020
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Freigeschaltet durch André OttLuisa Neubauer, Mitgründerin der "Fridays for Future"-Bewegung, hat den Vorwurf von US-Präsident Donald Trump, Klimaschützer seien "Propheten des Untergangs", scharf zurückgewiesen. "Viele der kompetentesten Forscher sagen mir, dass wir eher untertreiben, statt zu übertreiben", sagte Neubauer im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Die größten Fehler der Klimaforschung waren bisher, dass die Prognosen tendenziell zu schwach waren. Die Realität hat viele Vorhersagen längst übertroffen."
Trump hatte die Klimaschutzaktivisten am Dienstag in Davos als "Propheten des Untergangs" bezeichnet. In der NOZ wehrte sich Neubauer auch gegen den Vorwurf, die Schülerstreikbewegung betreibe eine Doppelmoral, weil die Aktivisten selbst nicht CO2-frei lebten: "Wir fordern von niemandem, sein Auto augenblicklich stehen zu lassen, nie wieder zu fliegen und kein Steak mehr anzuschauen", sagte die Hamburgerin. "Wir werden und wollen die Welt nicht retten, indem wir einen Menschen nach dem anderen zum Vegetarier machen." Es sei zwar "toll, wenn Menschen ökologisch leben", das sei aber nach wie vor ein Privileg, beklagte die 23-Jährige: "Bio-Fleisch ist viel teurer. Das Flugzeug ist oft billiger als der Zug. Klimaschädliches Verhalten wird belohnt."
Um das zu ändern, müsse der Bundestag Gesetze beschließen, die den ökologischen Schaden einpreisten und jedem ein nachhaltiges Leben ermöglichten, forderte Neubauer. "Stattdessen wird der Eindruck erweckt, Klimaschutz sei Privatsache. Aber ob wir Paris einhalten, hängt nicht davon ab, ob der Einzelne im Supermarkt eine Avocado aus Peru kauft oder nicht." Deutschland habe sich in Paris zu einer CO2-Obergrenze verpflichtet. "Wenn wir es nicht schaffen, unseren Beitrag zur CO2-Reduzierung zu leisten, sieht es ganz bitter aus. Das ist für mich unfassbar beängstigend", sagte sie.
Mutmaßungen, "Fridays for Future" stehe vor einer Radikalisierung, bezeichnete Neubauer als "absurd". "Unser Selbstverständnis ist eindeutig: Wir kämpfen mit allen friedlichen und gewaltfreien zur Verfügung stehenden Mitteln für unsere Ziele. Wer gewaltbereit ist, gehört nicht zu Fridays for Future. Und das wird auch so bleiben", stellte Neubauer in der NOZ klar.
Betroffen zeigte sich die Geografiestudentin von Anfeindungen, denen sie selbst ausgesetzt ist. "Dass mein Name auf Mordlisten steht, ist für mich eine krasse Erfahrung", sagte Neubauer. "Ich bin 23 Jahre alt. Das ist eigentlich zu jung, um mich mit dem Bundeskriminalamt über Konzepte für meine Sicherheit auseinandersetzen zu müssen." Sie versuche sich zu vergewissern, dass sie ihre Energie "in die richtige Sache stecke" und sich selbst "nicht zu ernst zu nehme", sagte Neubauer weiter. "Das kann Wunder wirken."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)