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Ärzte ohne Grenzen: EU muss dringend legale Fluchtwege nach Europa schaffen

Archivmeldung vom 19.06.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.06.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bootsflüchtlinge im Mittelmeer bei Lampedusa
Bootsflüchtlinge im Mittelmeer bei Lampedusa

Foto: FlickreviewR
Lizenz: CC-BY-2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat die EU-Staaten aufgefordert, legale Fluchtwege nach Europa zu schaffen und eine umfassende Seenotrettung im Mittelmeer zu gewährleisten. Bei der Jahrespressekonferenz in Berlin einen Tag vor dem Weltflüchtlingstag appellierte Florian Westphal, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland, an die Bundesregierung, Konsequenzen aus den zahlreichen Todesfällen im Mittelmeer zu ziehen.

"Menschen, die fliehen müssen, müssen fliehen können", sagte Westphal, der gerade von einem Projektbesuch auf Sizilien zurückgekehrt ist. "Die EU muss ihre derzeitige Politik drastisch ändern. Die europäischen Staaten zeigen vereinten politischen Willen darin, Schleuser zu bekämpfen und die Boote zu versenken, statt sich auf die Menschen in den Booten zu konzentrieren. Deutschland als einflussreiches Mitglied der EU muss dafür sorgen, dass die Vermeidung weiterer Todesfälle zur Priorität gemacht wird."

Ärzte ohne Grenzen ist auf drei Rettungsschiffen mit medizinischen Teams an Bord im südlichen Mittelmeer im Einsatz. Sie haben seit Anfang Mai mehr als 3.800 Menschen aus Seenot gerettet.

In Bezug auf den Ebola-Ausbruch in Westafrika warnt Ärzte ohne Grenzen vor einem möglichen Wiederaufflammen der Epidemie. "Die Situation bleibt besorgniserregend", sagte Volker Westerbarkey, Vorstandsvorsitzender von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. "Seit Anfang Mai wurden in Guinea und Sierra Leone mehrfach Neuinfektionen in Gebieten entdeckt, in denen mehrere Wochen lang keine Fälle bekannt waren. Das deutet auf bislang unbekannte Übertragungsketten hin. Die Welt muss aufpassen, dass sie Ebola nicht noch einmal unterschätzt."

Ärzte ohne Grenzen ist weiterhin mit mehr als 1.900 Mitarbeitern in Westafrika im Einsatz und betreibt drei Ebola-Behandlungszentren. Insgesamt haben die Teams der Organisation seit Beginn der Epidemie in 17 Behandlungseinrichtungen mehr als 9.000 Patienten mit Verdacht auf eine Ebola-Infektion aufgenommen, von denen sich mehr als 5.000 infiziert hatten. Etwa die Hälfte von ihnen hat überlebt.

Die privaten Spenden und Zuwendungen an Ärzte ohne Grenzen in Deutschland sind im Jahr 2014 um 38 Prozent auf den Rekordwert von 113,4 Millionen Euro angestiegen. Die Ausgaben für die Projekte waren mit 97,3 Millionen Euro ebenfalls um ein Drittel höher als im Vorjahr. Die Länder mit den größten Anteilen waren die Demokratische Republik Kongo, der Südsudan und die Zentralafrikanische Republik. Die Einnahmen insgesamt lagen bei 121,1 Millionen Euro, die Ausgaben bei 111,5 Millionen Euro.

Quelle: Ärzte ohne Grenzen (ots)

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