Gorbatschow sieht Anzeichen für neuen "Kalten Krieg"
Archivmeldung vom 15.04.2017
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Freigeschaltet durch André OttDer letzte Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, malt ein düsteres Bild der russisch-westlichen Beziehungen. "Ich würde es so sagen: Der Westen - und allen voran die USA - sind von zentralen gemeinsamen Vereinbarungen abgerückt", sagte der 86-Jährige der "Bild-Zeitung".
Bedenken Sie nur: 80 Prozent des Atomwaffenpotenzials, das in den Jahren des Kalten Krieges angehäuft worden war, wurde damals vernichtet! Und: Beide Seiten räumten dabei ein, dass niemands Sicherheit darunter leiden musste. Doch dann nutzte der Westen Russlands Schwäche nach dem Zerfall der Sowjetunion und erklärte sich zum "Sieger" im Kalten Krieg.
Der Grundsatz der Gleichberechtigung in den internationalen Beziehungen geriet in Vergessenheit, sodass wir alle dort landeten, wo wir heute sind." Gorbatschow warnt auch vor einem neuen Wettrüsten: "Nicht nur, dass es uns droht. Mancherorts ist es bereits in vollem Gange. Nach Europa werden Truppen verlegt, auch schweres Gerät - Panzer und Panzerwagen.
Es ist noch gar nicht lange her, dass die Nato und russische Truppen recht weit entfernt voneinander stationiert waren. Nun stehen sie Nase an Nase einander gegenüber." Gorbatschow weiter: "Die Sprache der Politiker und hohen Militärs wird immer militanter, die Militärdoktrinen werden immer härter formuliert. All das wird von Massenmedien aufgegriffen und noch mehr angeheizt. Das Verhältnis zwischen den Großmächten verschlechtert sich immer weiter. Es entsteht der Eindruck, die Welt stelle sich auf einen Krieg ein.
Es sind also alle Anzeichen eines Kalten Krieges festzustellen." Gorbatschow teilt auch die Meinung des amerikanischen Präsident Donald Trumps, der die Nato im Interview mit "Bild" obsolet genannt hat. Gorbatschow: "Ich teile seine Meinung. Wir haben seinerzeit den Warschauer Pakt aufgelöst. Es gab damals eine Londoner Tagung des Nato-Rates, der zu dem Schluss kam, man brauche eine politische Allianz, aber kein militärisches Bündnis mehr. Ich hoffe, die Nato wird diese Frage wieder aufgreifen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur