Hekmatyar fordert sofortigen Abzug aus Afghanistan
Archivmeldung vom 05.11.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie amerikanischen und andere ausländische Gruppen sollen sofort aus Afghanistan abziehen. Das fordert der Anführer der radikal-islamischen Hezb-e-Islami, Gulbuddin Hekmatyar, in einem Interview mit dem ZDF. Dieser Abzug sei Voraussetzung für eine Anerkennung von Wahlen in Afghanistan. "Es ist eine Realität, dass die USA den Krieg verloren haben und sich nur noch zurückziehen können", so Hekmatyar in dem Gespräch, das das ZDF und die arabische Zeitung Al-Hayat angefragt hatten. Auszüge des Interviews werden am heutigen Freitag, 5. November 2010, in "heute" und "heute-journal" gezeigt.
Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass Kämpfer der Hizb-e-Islami an zahlreichen Terroranschlägen und Angriffen auf die ISAF-Truppen in Afghanistan beteiligt waren. Hektmatyar bestreitet eine unmittelbare Kooperation mit Al-Qaida und Taliban. "Wie haben keine Verbindung, keinen Vertrag oder eine Vereinbarung mit Taliban oder al-Qaida. Aber wir unterstützen alle, die gegen die Eindringlinge für unsere Freiheit kämpfen." Dabei sieht Hekmatyar auch deutsche Bundeswehrsoldaten als Feinde an: "Alle, die ausländische Streitkräfte unterstützen, kämpfen gegen das afghanische Volk. Die deutschen Truppen sind direkt in den Krieg involviert." Deshalb sei es erlaubt, Selbstmordanschläge gegen sie zu verüben: "Alle, die auf dem Weg Allahs mit dem Feind kämpfen und ihr Leben opfern, sind Märtyrer."
Gleichzeitig rief Hekmatyar alle Mujaheddin-Gruppen auf, einen gemeinsamen Plan für die Zukunft Afghanistans zu entwickeln. Gleichzeitig machte er klar, dass Gespräche mit der Regierung Karsai nur dann in Frage kämen, wenn vorher mehrere Bedingungen geklärt seien, darunter "der sofortige und bedingungslose Abzug der Ausländer", eine "unabhängige Übergangsregierung", "Wahlen nach islamischem Recht" und eine Vereinbarung der Islamischen Gruppen, dass "kein Blut vergossen werden darf, um an die Macht zu gelangen".
Hektmatyar forderte auch Kämpfer aus der arabischen Welt auf, Afghanistan zu verlassen. Er dankte ihnen für ihre Unterstützung, sagte aber: "Wir brauchen keine auswärtigen Kämpfer und haben das Recht, selbst zu bestimmen, wie dieser Krieg gekämpft wird. Wir empfehlen ihnen, abzuziehen und in Palästina oder Irak weiterzukämpfen."
Quelle: ZDF