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Deutscher rief 2010 nach Taliban-Anschlag vergebens um Hilfe

Archivmeldung vom 05.08.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.08.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Gemen64 / pixelio.de
Bild: Gemen64 / pixelio.de

Der Vater eines in Afghanistan von Taliban getöteten Deutschen hat schwere Vorwürfe gegen die Bundeswehr erhoben. "Die haben meinen Sohn verrecken lassen", sagte der Mann der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.).

Sein Sohn Rouven arbeitete als Schutzmann für eine amerikanische Entwicklungshilfeorganisation in Kundus. Er wurde beim Angriff eines Taliban-Kommandos in den Morgenstunden des 2. Juli 2010 im Alter von 32 Jahren getötet. Der Vater warf dem damals kommandieren Offizier des nahe gelegenen Feldlagers Kundus "unterlassene Hilfeleistung" und damit eine Straftat vor.

Das Bundesverteidigungsministerium wies die Vorwürfe zurück. Die Bundeswehr sei nicht zuständig gewesen, hieß es in einer Stellungnahme an die F.A.S. Über die Kontakte des Sohnes mit der Bundeswehr in der Nacht des Angriffs gibt es widersprüchliche Darstellungen.

Nach F.A.S.-Informationen heißt es in den geheimen Einsatzprotokollen der Gefechtszentrale in Kundus, es habe nur einen Anruf "einer unbekannten, nicht vertrauenswürdigen Quelle" gegeben. Hingegen sagte ein Soldat, der in jener Nacht in der Einsatzzentrale anwesend war, der F.A.S., der Mann habe sich dort zweimal telefonisch gemeldet und um Hilfe gerufen. Sein zweiter Anruf habe mit den Worten geendet: "Holt mich raus, ich sterbe!"

Er war nach Angaben mehrerer Soldaten im Lager Kundus gut bekannt. Er hatte einen regelmäßigen Informationsaustausch über die Sicherheitslage in der Umgebung angeboten. Außerdem war er in seiner Bundeswehrzeit als Feldnachrichtensoldat in Kundus im Einsatz gewesen.

Nach F.A.S.-Recherchen hatte sich eine deutsche Kampftruppeneinheit kurz nach Beginn des mehrstündigen Überfalls darauf vorbereitet, in die Kämpfe um das Gebäude der Hilfsorganisation einzugreifen. Die sogenannte Immediate Response Force (IRF) mit etwa 45 Soldaten war alarmiert worden, wurde jedoch vom Kommandeur, einem Oberst, nicht in Marsch gesetzt. Eine Aufklärungsdrohne ergab, dass zwischenzeitlich afghanische Einsatzkräfte am Ort eingetroffen waren.

Das Verteidigungsministerium teilte der F.A.S. mit, zum damaligen Zeitpunkt habe die Zuständigkeit für die Sicherheit in Kundus schon bei den afghanischen Sicherheitskräften gelegen. Für den Kommandeur habe keine Notwendigkeit zum Eingreifen bestanden. Der Oberst lehnte es ab, mit der F.A.S. über den Vorfall zu sprechen. Ein früherer Bundeswehr-General sagte der F.A.S.: "Wenn ein deutscher Staatsbürger in einer solchen Notlage steckt, dann ist hierfür eindeutig der Bundeswehr-Kommandeur zuständig." Er äußerte die Vermutung, die verantwortlichen Offiziere in jener Nacht hätten aus politischen Gründen keine toten oder verwundeten Soldaten riskieren wollen, um einen deutschen Söldner zu retten. In der Logik der Bundeswehr-Rechtfertigung stellt sich diese Frage jedoch nicht. Bei dem Überfall wurden elf Menschen getötet, darunter neben Beinecke ein britischer und zwei afghanische Wachmänner sowie die sechs Angreifer.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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