Helmut Willke: Globalisierung überfordert politisches System
Archivmeldung vom 05.06.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Politologe Helmut Willke sieht die internationale Politik im Globalisierungsprozess dauergetrieben und überfordert. "Wir haben keine politischen Institutionen und Akteure, die im Weltmaßstab Steuerungskompetenz oder -fähigkeit haben, um die globalen Probleme auch nur anzugehen", sagte der Professor für "Global Governance" im Interview mit ZDFheute.de. Die Lage sei "sehr prekär", weil es keinerlei Anstrengungen gebe, etwas zu verbessern. Anderen Systemen wie etwa Handel und Finanzen sei die Politik seit längerem strukturell unterlegen.
Die Schwächen der internationalen Politik zeigten sich auch beim Zusammenschluss der mächtigsten Industrienationen der Welt. Die Staats- und Regierungschefs der G7 hätten zwar eine globale Bedeutung, so Willke, "aber ihr Problem ist, dass sie als Einzelakteure mit Abhängigkeit von nationalen Wahlen globale Probleme nicht lösen können". Ihre Kooperation sei "extrem schwierig", da alle Akteure ihre regionalen Eigeninteressen verfolgten. "Sie können sich deshalb nur sehr schwer einigen." Um die immer komplexeren Fragen der Globalisierung zu beantworten, brauche es neue politische Strukturen, die viel effizienter kooperierten "als etwa die G7 oder G20", so Willke, der an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen lehrt.
Das Interview ist ab Freitag, 5. Juni 2015, auf heute.de abrufbar.
Quelle: ZDF (ots)