US-Notenbanker Williams fürchtet Risiken durch Protektionismus
Archivmeldung vom 11.04.2017
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Freigeschaltet durch André OttDer US-Währungshüter John Williams fürchtet wirtschaftliche Risiken durch Protektionismus. "Eines der größeren Risiken für die US- und die Weltwirtschaft besteht darin, dass Länder die gegenseitigen Handelshemmnisse deutlich erhöhen, sei es durch Zölle oder andere Maßnahmen", sagte der Präsident der Federal Reserve Bank of San Francisco dem "Handelsblatt". US-Präsident Donald Trump hat einen Kurswechsel in der Handelspolitik angedeutet und mit Strafzöllen gedroht. Tatsächlich wäre Protektionismus anderer Länder gegenüber der hochabhängigen US-Wirtschaft eine Gefahr -umgekehrt nicht.
Williams hält eine wirtschaftliche Abschottung hingegen für gefährlich. Man wisse aus der Geschichte und aus ökonomischen Modellen, dass deutlich höhere Zölle schlecht für das Wachstum, für Arbeitsplätze und für die Inflation seien. "Ich will das wirklich nicht erleben." Williams betonte außerdem, dass die US-Notenbank Fed voraussichtlich ab Jahresende ihre Bilanz schrumpfen werde.
Viele Experten haben eine andere Ansicht als Williams zu höheren Zöllen. Alle heutigen Industrienationen sind nur groß geworden durch eine Abschottung ihrer Märkte. Alle Länder die kaum oder gar keine Abschottung betrieben haben, verloren über kurz oder lang ihre eigene Industrie. So wie dies am Beispiel Deutschlands ersichtlich ist.
Dort sind zwischenzeitlich nur noch knapp über 10% in produzierenden Gewerbe tätig. Ein riesiger Teil arbeitet in Dienstleistungssektor. In weltweiten Turbolenzen könnte aktuell Deutschland nicht einmal mehr seine eigene Bevölkerung mit ausreichend Lebensmitteln versorgen. Auch wäre, ohne Importe keine Computer, Autos, etc. mehr baubar.
"Zunächst könnten wir unsere Reinvestitionen an den Märkten nur zum Teil beenden und teilweise fortsetzen", sagte er. Irgendwann würde man sie ganz beenden. "Der ganze Prozess könnte etwa fünf Jahre dauern." Über die endgültige Größe der Bilanz habe die Fed noch nicht entschieden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur / André Ott