Frankreich: Rentendemonstrationen entwickeln sich zu großer Protestwelle
Archivmeldung vom 20.10.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Rentendiskussion entwickelt sich zu einer der größten Protestwellen in Frankreichs Geschichte. Auf Frankreichs Straßen gehören Proteste, friedliche Demonstrationen, Bestreikungen, aber auch Gewalt und Brandstiftungen mittlerweile zum Alltag. So herrschte auch Dienstag Unmut über Sarkozys geplante Rentenreform.
Zum einen wurde in Le Mans eine Schule in Brand gesetzt und zum anderen Universitäten und Schulen blockiert. Verletzte sind bei den zahlreichen Demonstrationen wie in Paris, Pariser Vororten und Lyon zu melden. Zudem sorgte der Treibstoffmangel für Behinderungen unter anderem im Flugverkehr. Auf Anweisung der Luftfahrtbehörde mussten Fluglinien bis zu 50 Prozent ihrer Frankreichflüge streichen. Das Problem ist auch für Tankstellen im ganzen Land bereits präsent. Vielerorts ist die Versorgung der Bevölkerung mit Treibstoff nicht mehr möglich. Grund für den Treibstoffmangel sind die andauernden Bestreikungen und Blockierungen von Raffinerien und Produktionsanlagen, die auch von den Gewerkschaften unterstützt werden. Dies führt dazu, dass die Regierung härtere Maßnahmen ergreifen will, wenn weiterhin die Wirtschaft und die Gesellschaft in diesem Ausmaß beeinträchtigt werden. Den Grund für die Gewalt, die Ausschreitungen und Streiks in Frankreich bildet die beabsichtigte Reform der Erhöhung des Renteneintrittsalters von 60 auf 62 Jahren. Bisher war es möglich mit 60 Jahren nach 40 Jahren Beitragszahlung mit vollem Rentenanspruch in Rente zu gehen. Mit 65 Jahren erhielten die Franzosen dann generell die volle Rente. Nun sollen sich diese Grenzen auf 62 beziehungsweise 67 Jahre erhöhen. Sarkozys Ziel ist es, so die Defizite in der Rentenkasse ausgleichen zu können. Über Sarkozys Reformvorschlag wird allerdings erst am Mittwoch im Senat endgültig entschieden.
Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel greift in die französische Rentendiskussion ein. Merkel führt den demographischen Wandel als Hauptgrund für die Erhöhung des Renteneintrittsalters an. Sie verweist darauf, dass in Deutschland die Rente bereits von 65 stufenweise auf 67 Jahre erhoben wurde. Im Zuge eines längeren Lebens müsse der Mensch auch länger arbeiten, so Merkel.
Quelle: dts Nachrichtenagentur