Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Roland Lauder, fordert: "Mehr Normalität zwischen deutschen Juden und Nichtjuden."
Archivmeldung vom 04.10.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.10.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittRoland Lauder, der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, dem internationalen Dachverband jüdischer Organisationen, fordert mehr Normalität zwischen deutschen Juden und Nichtjuden. "Normalität ist der Schlüssel zu allem", schreibt Lauder in einem Gastbeitrag für VANITY FAIR.
Mit Beginn des neuen
Jahrhunderts stünden beide Gruppen vor der Frage, welchem Weg sie in
ihrer Beziehung zueinander folgen sollten: "Den abgenutzten Mustern
der Vergangenheit? Oder wäre es an der Zeit, sich gegenseitig mit
einer Normalität zu begegnen, zu der wir jahrzehntelang nicht in der
Lage waren - falls wir es überhaupt jemals waren?"
Lauder begründet seinen Appell mit der gelungenen
Vergangenheitsbewältigung der Deutschen: "Die deutschen Politiker wie
auch die einfachen Bürger haben ihren Kindern vermittelt, was
geschehen ist", schreibt er. "Sie haben peinlich genau darauf
geachtet, dass alle Überreste des Nationalsozialismus beseitigt
werden. Sie haben sich mit größerer Ehrlichkeit mit den
Kriegsverbrechen ihrer Väter auseinandergesetzt, als irgendein
anderes Land der Achsenmächte. Es wird Zeit, dass die Juden in aller
Welt diese Tatsachen akzeptieren." Deshalb sollten auch Juden in
anderen Ländern ihren Boykott gegen deutsche Waren beenden.
Jüdische Stimmen sollten in der deutschen politischen Debatte
nicht auf angeblich jüdische Themen beschränkt werden. "Normalität
würde aber auch bedeuten, dass deutsche Journalisten nicht immer nur
dann nach der, jüdischen Meinung' fragen, wenn es um Israel oder
Fremdenfeindlichkeit geht - das unterstreicht nur die historischen
Unterschiede zwischen Juden und Nichtjuden." Umgekehrt müssten sich
nichtjüdische Deutsche weiter "allen gefährlichen, mitunter
ungeheuerlichen Ausprägungen des Antisemitismus" entgegenstellen.
Dieser verstecke sich "heutzutage gern hinter der politisch korrekten
Maske anti-israelischer Statements".
Trotz des notwendigen Wandels blickt Lauder ausgesprochen optimistisch in die Zukunft. In Deutschland sei "eine neue Generation von im Land geborenen deutschen Juden engagiert, die bald den Platz der Älteren übernehmen wird." Gleichzeitig sehe er auch eine neue Generation von Nichtjuden in Deutschland. "Diese jungen Menschen kennen den historischen Hintergrund sehr genau. Sie wissen um seine Bedeutung. Aber sie sind inzwischen weit genug davon entfernt, um von der Last der Geschichte nicht mehr erdrückt zu werden. In diesen beiden Gruppen sehe ich die Hoffnung auf eine bessere Zukunft."
Quelle: Pressemitteilung VANITY FAIR