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Martin Walser fordert Bundeswehr-Abzug aus Afghanistan

Archivmeldung vom 08.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Schriftsteller Martin Walser hat Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem offenen Brief zum Abzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan aufgefordert. "Zuerst keine Verstärkungen mehr, dann allmählich abziehen. Den Frieden erklären! Der Westen ist nicht darauf angewiesen, sich militärisch durchzusetzen", heißt es in dem in der ZEIT veröffentlichten Brief.

Walser bestreitet die Behauptung, bei dem Einsatz gehe es um die Verteidigung Deutschlands gegen den Terrorismus: "Ich behaupte: Wer den Terrorismus militärisch bekämpft, stärkt ihn. Das ist mindestens so wahrscheinlich wie die Behauptung, der Terrorismus müsse oder könne militärisch vernichtet werden."

Der 82 Jahre alte Schriftsteller vergleicht die Lage in Afghanistan mit dem blutigen Vietnam-Krieg: "Der dieser Tage verstorbene Robert McNamara, seinerzeit Befehlshaber in Vietnam, hat in seinen Memoiren über diesen Krieg geschrieben: 'Wir haben uns geirrt, schrecklich geirrt.' Und dann die Einsicht, die uns etwas sagen muss: 'Militärgewalt von außen kann nicht die politische Ordnung und Stabilität ersetzen, die ein Volk für sich erkämpfen muss.' Der Irrtum hat mehrere Millionen Menschen das Leben gekostet. Damals hat man in Vietnam unsere Demokratie verteidigt. Heute bekämpft man in Afghanistan den Terrorismus."

Walser spricht in dem Brief Merkel direkt an und schreibt: "Auch Sie sind sich nicht zu schade, diesem Krieg gelegentlich mit Ihrer sanften Eindringlichkeit eine Rechtfertigungs-Floskel zu spendieren, der man - das spricht für Sie - anmerkt, wie wenig Sie diesen Krieg führen wollen." 

Quelle: DIE ZEIT

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