Neuer Wehrbeauftragter: Leopard-2-Panzer ist für die Region Kundus geeignet
Archivmeldung vom 07.04.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer designierte Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus (FDP) hat Kritik an seiner Forderung zurückgewiesen, die Bundeswehr müsse in Nordafghanistan auch den Kampfpanzer Leopard 2 einsetzen. "Die Niederländer, Kanadier und Dänen setzen den Leopard-2-Kampfpanzer ein - so ganz ungeeignet kann er also nicht sein", sagte Königshaus dem Tagesspiegel (Donnerstagausgabe).
Auch und gerade im Raum Kundus sei die Topografie kein Grund, Kampfpanzer nicht einzusetzen. "Hier ist es nicht gebirgig, Flugplatz und Feldlager liegen auf einer Hochebene." Zur Kritik, Kampfpanzer seien das falsche Signal für die Bevölkerung, sagte er: "Es geht nicht um Signale, sondern um Gesundheit und Leben unserer Soldaten." Die Strategie der Bundeswehr sehe vor, die Bevölkerung zu schützen und Sicherheit zu vermitteln, damit sie bei der Entwicklung des Landes mitwirke. "Wenn die Afghanen aber befürchten müssen, dass sie für ihr Mitwirken von den Taliban bestraft werden, weil die den Eindruck gewonnen haben, die Bundeswehr sei kaum in der Lage sich selbst zu schützen, dann ist die Umsetzung der Strategie doch erheblich erschwert." Königshaus stellt sich mit seiner Einschätzung an die Seite von Brigadegeneral Jörg Vollmer, bis Herbst 2009 Isaf-Kommandeur für Nordafghanistan, der eine Steigerung der Waffenwirkung "zwingend erforderlich" genannt hatte. Die Bordgeschütze der Panzer vor Ort reichten bei der landestypischen Bauweise von Häusern und Wällen nicht, um diese zu durchschlagen. Königshaus sagte, da die Aufständischen nach dem verheerenden Bombardement von Kundus zudem mit Luftschlägen kaum zu rechnen hätten, sähen sie sich durch derartige Ausrüstungsmängel zu Angriffen ermutigt. "Und wenn nicht genug Schützenpanzer vom Typ Marder da sind, dann muss man gucken, was sonst noch da ist - und dann ist man wieder beim Leopard 2."
Grünen-Chefin Roth: Augenblickliche Bundeswehr-Debatte macht Ruf nach professioneller Berufsarmee umso dringender Kritik an Königshaus
Angesichts der anhaltenden Debatte über Ausbildung und Ausrüstung der Bundeswehr hat Grünen-Chefin Claudia Roth "die Beendigung der unsinnigen Wehrpflicht" als Kern des deutschen Truppenproblems verlangt. Gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Donnerstag-Ausgabe) meinte die Grünen-Politikerin: "Die knappen Ressourcen der Bundeswehr müssen auf den Aufbau einer professionellen Berufsarmee konzentriert werden. Wir können uns die gegenwärtigen Doppelstrukturen einer für die Beteiligung an UNO-mandatierten Einsätzen zwingend hervorragend ausgebildeten und ausgerüsteten Bundeswehr und einem Kurzzeit-Ausbildungsbetrieb für Wehrpflichtige wirklich nicht länger leisten."
Die von Schwarz-Gelb vereinbarte Verkürzung der Wehrpflicht auf sechs Monate "verschärft diese Probleme noch zusätzlich", sagte Frau Roth. "Parallel zur Abschaffung der Wehrpflicht brauchen wir einen massiven Ausbau der Freiwilligendienste."
Als "bemerkenswert" bezeichnete Frau Roth in diesem Zusammenhang den Einstand des neuen Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus (FDP), "der vom Feldherrenhügel aus den besserwisserischen General gibt, anstatt sich ernsthaft so um die Belange der Soldatinnen und Soldaten zu kümmern, dass diesen wirklich geholfen ist".
Quelle: Der Tagesspiegel / Leipziger Volkszeitung