Kasparow: "Es war klar, dass die Geheimpolizei hier das Sagen hatte."

Garri Kimowitsch Kasparow nennt seine Festnahme ein abgekartetes Spiel: "Es war absolut offensichtlich, dass die Sicherheitsleute klare Anweisungen hatten. Es war eine gut vorbereitete Aktion. Es war klar, dass die Geheimpolizei hier das Sagen hatte."

Am Samstag wurde der ehemalige Schachweltmeister Garri Kasparow auf dem Weg zu einer Oppositionsdemonstration festgenommen. Wenige Stunden nach seiner Freilassung sprach er mit VANITY FAIR über seine Verhaftung und die Misshandlung seiner Mitstreiter: "Der Sprecher unserer Oppositionsbewegung in St. Petersburg zum Beispiel wurde geschlagen und ihm ein Arm gebrochen."

Inzwischen ist Kasparow wieder auf freiem Fuß. Von einer fairen Gerichtsverhandlung kann jedoch nicht die Rede sein. "Es war ein Witz. Die Richterin erklärte, die Verhandlung sei öffentlich. Anwesend waren nur ich, mein Anwalt, die Richterin und ein Polizeioffizier als Zeuge, der offensichtlich log. Die Richterin ließ keine Verteidigung und keine weiteren Zeugen zu", erklärt Kasparow, der zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Bei der nächsten Verhaftung droht ihm eine Haftstrafe. Trotzdem will er nicht aufgeben: "Nein, auf keinen Fall. Ich kämpfe, um das Regime zu stürzen. Ich versuche, das Risiko möglichst gering zu halten, aber natürlich muss ich vorsichtig sein. Doch unzählige meiner Landsleute leben jeden Tag viel gefährlicher."

Der Putin-Kritiker sieht die öffentliche Meinung in seinem Land stark manipuliert: "Es gibt keine russischen Medien, es gibt nur Kreml-Medien. Russland ist ein Polizeistaat geworden. Wenn die Politiker aus dem Westen nun so tun, als gehöre Putin zu den demokratischen Staatsmännern, dann hat die Demokratie ihre Bedeutung verloren."

Quelle: Pressemitteilung VANITY FAIR