Amerikanischer Gesandter wird beschuldigt, im Disput um den Stausee Sarsang Partei für Armenien zu ergreifen
Archivmeldung vom 24.05.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.05.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNachdem US-Diplomat James Warlick seine Unterstützung für den aus Jerewan stammenden Vorschlag zur Schlichtung des Disputs um den gefährdeten Sarsang-Damm zum Ausdruck brachte, wurde er beschuldigt, Partei für Armenien zu ergreifen.
Der von den Sowjets in den 1970ern errichtete Staudamm liegt im armenischen Besatzungsgebiet Bergkarabach und bereitet in zweierlei Hinsicht Anlass zur Sorge. Erstens ist er stark reparaturbedürftig und bedroht daher das Leben von geschätzt etwa 400.000 flussabwärts lebenden Aserbaidschanern. Und zweitens verweigert Armenien, in dessen Hand sich der Staudamm befindet, diesen Menschen während der sengend heissen Sommermonate den Zugang zum Gewässer.
Angesichts dieser feindseligen Haltung war Aserbaidschan fassungslos über die von Warlick mittels sozialer Medien in Umlauf gebrachte Äusserung, Armenien könne die Ressource ja gerecht aufteilen.
"Es geht um den Sarsang-Damm. Es wäre ein positiver Schritt, wenn beide Parteien die Wasserquellen nutzen könnten," so Warlick, der stellvertretende Vorsitzende der Minsker Gruppe der OSZE, die mit der Beilegung des Bergkarabachkonflikts beauftragt wurde.
Elkhan Suleymanov, der Leiter des Verbandes für zivilgesellschaftliche Entwicklung in Aserbaidschan, erwiderte jedoch: "James Warlick gibt Einblick in seine abstrusen und verrückten Ideen."
"Bis die Besatzung vorüber ist, wird Aserbaidschan weder mit diesem Aggressor-Staat noch mit dem Separatistenregime kooperieren, aus dem dieser Staat hervorgegangen ist," ergänzte er.
Zudem stellte Suleymanov Warlicks Handlungen vor dem Hintergrund infrage, dass die Minsker Gruppe bei der Lösung des Konflikts zu Neutralität angehalten ist.
Er erklärte, dass Warlick lediglich einen nicht verwendungsfähigen Vorschlag wiederhole, den der stellvertretende Ministerpräsident des Separatistenregimes Artur Aghabekyan im vergangenen Jahr erstmals einbrachte.
Ferner beklagte er, dass Warlick versuche, den für den Sarsang-Damm zuständigen Sonderberichterstatter zu beeinflussen, der erst in der vergangenen Woche von der Parlamentarischen Versammlung des Europarats ernannt wurde.
"Ich vertrete die Auffassung, dass Warlick seine Sichtweise bewusst kundgetan hat, um die Untersuchung des für den Sarsang-Damm zuständigen Sonderberichterstatters zu beeinflussen," so Suleymanov.
"Dadurch möchte Warlick dem Sonderberichterstatter und den PACE-Mitgliedern deutlich machen, dass dies die Haltung Amerikas ist."
Der 76 Meter hohe Sarsang-Damm staut einen 12 Kilometer langen See auf. Als minimale erste Sicherheitsmassnahme verlangt Aserbaidschan nach einer Zustandsbewertung vor Ort durch unabhängige Ingenieure und Hydrologen.
Aufgrund der Unnachgiebigkeit Armeniens waren diese Experten bislang gezwungen, sich bei ihrer Zustandsbewertung auf Luftaufnahmen des Damms zu verlassen.
Quelle: Azerbaijan Monitor (ots)