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Flutkatastrophe in Jakarta: Behörden verantwortlich für Desaster

Archivmeldung vom 08.02.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.02.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Flutkatastrophe in Jakarta lässt Kritik an den indonesischen Behörden laut werden. Lokale Nichtregierungsorganisationen (NRO) werfen ihnen vor, durch fehlende Katastrophenvorsorge, mangelnde Investitionen in das Abwassersystem und Korruption verantwortlich für die verheerenden Folgen der Flut zu sein.

Das meldet das Bündnis "Entwicklung hilft", ein Zusammenschluss der Hilfswerke "Brot für die Welt", Deutsche Welthungerhilfe, medico international, MISEREOR und terre des hommes.

Lokale NRO, darunter auch Partnerorganisationen des Bündnisses, machen die Stadtverwaltung für gravierende Fehler bei Katastrophenvorsorge und -management verantwortlich: So seien Kanäle und Flüsse nicht rechtzeitig und ausreichend von Müll befreit worden. Die Sieltore seien so geöffnet worden, dass Vororte, in denen die Wohlhabenden wohnen, weniger schlimm betroffen sind als die Armenviertel. Im "Namen der Armen" wollen die NRO unter Federführung des Netzwerks INFID nun juristische Schritte gegen den Gouverneur von Jakarta unternehmen. Sutiyosos Aussage, Jakarta auf die Katastrophe vorbereitet zu haben, sei unwahr. "Unsere Partner berichten, dass die Stadtverwaltung keinerlei Anstrengungen unternommen hat, die am schlimmsten betroffenen Armenviertel entlang der meterhoch überschwemmten Flussläufe zu warnen, geschweige denn zu evakuieren. Dort sind tausende Hütten weggeschwemmt oder ruiniert worden, die Zahl der Todesopfer ist noch unbekannt", berichtet Henry Schuermann von MISEREOR.

"Es ist jahrelang versäumt worden, die Katastrophenanfälligkeit der ärmeren Randbezirke zu verringern. Nur wenige Zentimeter über dem Grundwasserniveau stehen dort dicht gedrängte Hütten an offenen Abwassergräben. Schon an normalen Tagen müssen die Menschen über Bretter balancieren, um in die Häuser zu kommen. Ein solches Gebiet kann größeren Wassermassen nicht standhalten", sagt Ulrike Felsenstein vom Bündnis "Entwicklung hilft". Die indonesischen Behörden hätten die Investition in die armen Randbezirke zugunsten der repräsentativen Innenstadt vernachlässigt. "Wo Prioritäten gesetzt werden, ist deutlich zu sehen: Die Grenze zwischen arm und reich verläuft dort, wo die breiten Boulevards in die Fluten münden, unter denen die Armenviertel jetzt versinken."

Auch die hohe Korruption in den Behörden und Mängel bei der Durchsetzung von Landnutzungsregeln hätten zum Desaster geführt. "Weil Kontrollen fehlen oder nicht funktionieren, werden immer mehr Waldflächen gerodet und Freiflächen besiedelt oder zubetoniert. Dadurch staut sich das Regenwasser in den Flüssen", sagt Schuermann. Immer wieder würden außerdem Bauerlaubnisse für Gebäudekomplexe in ökologisch fragilen Gebieten ausgestellt.

Die heftigen Niederschläge in Jakarta erfolgten zeitnah mit der Veröffentlichung des IPCC-Klimaberichts. "Die Bilder aus Jakarta sollten uns um so mehr aufrütteln", sagt Felsenstein. "Wenn die internationale Gemeinschaft den Klimaschutz jetzt nicht ernst nimmt, werden derartige Ereignisse bald an der Tagesordnung sein."

Quelle: Pressemitteilung Bündnis "Entwicklung hilft"

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