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Kapitän des Frachters "Hansa Stavanger" im Interview: Das hätte ein Blutbad gegeben

Archivmeldung vom 06.08.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.08.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Kapitän der "Hansa Stavanger", Krzysztof Kotiuk, hat sich erstmals zur Entführung seines Schiffes geäußert. In einem Telefoninterview mit dem ARD-Magazin "Panorama" berichtet er von massivem psychischen Druck, den die Piraten auf seine Mannschaft und ihn ausgeübt hätten: "Non Stop waren schwere Maschinenpistolen auf unsere Köpfe gerichtet. Das war Psychoterror rund um die Uhr."

Immer wieder sei es zu Scheinhinrichtungen gekommen. Ihm selbst wurde zweimal gesagt, dass er erschossen werden solle: "Die Männer zielten mit Gewehren auf mich und mir wurden die Augen verbunden. Ich war pitschnass vor Angst und stand kurz einem Herzinfarkt." Einer der Offiziere sei bei einer solchen Aktion zusammengebrochen.

Die Piraten seien besonders nervös und aggressiv gewesen, wenn Helikopter über dem Schiff kreisten. "Sie haben uns als menschliche Schutzschilde missbraucht." Auch von der kurzfristig abgesagten Befreiungsaktion der GSG 9 habe er an Bord gehört, die Piraten hätten den geplatzte Einsatz über BBC Somalia mitbekommen. "Die Befreiungsaktion hätte keinen Erfolg gebracht, im Gegenteil, es hätte ein Blutbad gegeben. Unsere ganze Mannschaft war ja auf der Brücke verteilt, es hätte viele Tote gegeben!"

Die Versorgung an Bord sei sehr schlecht gewesen. Seit Ende Mai hätten die Seeleute kein normales Essen mehr gehabt und von den Piraten Reis bekommen, den sie aus den geladenen Containern gestohlen hätten. Hin und wieder hätten Somalis Ziegen auf das Schiff gebracht, doch davon habe die Besatzung nur wenig abbekommen. "Das waren maximal zwei Kilo Fleisch und ein paar Knochen, für 24 Mann." Wasser habe es an Bord gegeben, allerdings von schlechter Qualität: "Wir haben das Schwitzwasser aus der Klimaanlage gesammelt." Das habe aber nicht zum Duschen und Putzen gereicht. "Alles war sehr dreckig. Wir mussten uns mit 40 Personen eine Toilette teilen, die war ständig verstopft und wurde nie gesäubert."

Generell ginge es dem Kapitän und seiner Mannschaft dem Umständen entsprechend gut. "Wir sind alle sehr müde und froh, dass es vorbei ist. Das hat einfach zu lange gedauert." Die "Hansa Stavanger" war am 4. April 2009 von Piraten gekapert worden. Vier Monate lang befand sich das Schiff in der Hand der Seeräuber. Am 3. August verließen die Piraten den Frachter, nachdem sich die Reederei und die Entführer auf eine Zahlung von angeblich zwei Millionen Euro Lösegeld verständigt hatten. Das Schiff ist nun - begleitet von zwei Fregatten der Bundesmarine - auf dem Weg in die kenianische Hafenstadt Mombasa. Dort wird es nach "Panorama"-Informationen am Sonnabendvormittag erwartet.

Quelle: NDR (ARD-Magazin "Panorama" (Sendung: Donnerstag, 6. August, 21.45 Uhr, Das Erste))

 

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