Politologe Münkler vergleicht IS-Konflikt mit Dreißigjährigem Krieg
Archivmeldung vom 15.11.2017
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Freigeschaltet durch André OttDer Politikwissenschaftler Herfried Münkler hat Parallelen zwischen dem IS-Konflikt und dem Dreißigjährigen Krieg gezogen. "Gier, Langeweile, Abenteuerlust sind hier wie dort mindestens ebenso wichtige Faktoren für die Entscheidung zum Krieg wie die religiöse Inbrunst", sagte Münkler der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt".
Die Forderung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Denkmodelle des Westfälischen Friedens auf den Nahen Osten anzuwenden, halte er für bedenkenswert. "Dafür müsste man allerdings die verschiedenen Kriege und Bürgerkriege von Syrien bis Jemen als einen großen Konflikt sehen und die richtigen Lehren aus dem Westfälischen Frieden ziehen", so Münkler.
Vorbildhaft am Westfälischen Frieden seien vor allem das "Ausklammern der Religion als politischer Faktor und die Konzentration auf die Interessen der beteiligten Hegemonialmächte". Diese hätten über viele Jahre ein Feuer genährt, welches das Potenzial gehabt habe, sie zu vernichten. Erst als sich diese Erkenntnis durchgesetzt habe, sei Frieden möglich gewesen. "Nach 30 Jahren waren alle Kriegsparteien gleichermaßen erschöpft. Der Krieg hatte sich ausgebrannt", sagte der Politologe. Münkler lehrt Politische Theorie und Ideengeschichte an der Berliner Humboldt-Universität.
Quelle: dts Nachrichtenagentur