Deutsche Ermittler reisen in Sachen Colonia Dignidad nach Chile
Archivmeldung vom 23.11.2017
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Freigeschaltet durch André OttDie Bundesregierung will die juristische Aufarbeitung der Verbrechen in der ehemaligen, von Auslandsdeutschen bewohnten Sektensiedlung Colonia Dignidad weiter vorantreiben. Der 2006 verstorbene Sektengründer Paul Schäfer hatte dort massenhaft Jungen missbraucht. Im Dezember werden Vertreter des Justizministeriums und des Auswärtigen Amts sowie mehrere Staatsanwälte für eine Woche nach Chile reisen, um sich dort mit Politikern, Richtern und Ermittlern auszutauschen, berichtet der "Spiegel".
In Krefeld, wohin sich der ehemalige Sektenarzt Hartmut Hopp nach seiner Verurteilung in Chile geflüchtet hatte, ermitteln Strafverfolger seit 2011 wegen des Verdachts des Mordes, der Körperverletzung und der Beihilfe zum sexuellen Missbrauch gegen ihn. "Wir sind bemüht, die strafrechtliche Zusammenarbeit mit Chile zu stärken", teilte ein Sprecher des Bundesjustizministeriums mit. Im August hatte das Landgericht Krefeld bereits entschieden, dass das chilenische Urteil gegen Hopp zu fünf Jahren und einem Tag Haft wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch in Deutschland vollstreckt werden soll.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, Hopps Anwalt hat Beschwerde eingelegt. Unterdessen ordnete ein chilenischer Richter neue Ausgrabungen in einem Waldstück der Siedlung an: Die Leichen Dutzender Oppositioneller des damaligen Regimes von Diktator Augusto Pinochet werden dort vermutet, sie sollen auf dem Gelände der Kolonie getötet worden sein. In Deutschland, wohin immer mehr ehemalige Sektenmitglieder zurückkommen, wird geprüft, ob gegen weitere mutmaßliche Mittäter Ermittlungen eingeleitet werden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur