Usbekistan lässt Journalisten nach neun Jahren frei
Archivmeldung vom 04.10.2017
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.10.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttNach neun Jahren Haft hat Usbekistan den Journalisten Salijon Abdurakhmanow vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. Das teilte "Reporter ohne Grenzen" am Mittwoch mit. Abdurakhmanow berichtete regelmäßig für Medien wie Radio Free Europe/Radio Liberty, Voice of America und das mittlerweile eingestellte Exil-Nachrichtenportal Uznews.
Er schrieb unter anderem über die sozialen und gesundheitlichen Folgen der Austrocknung des Aralsees, eine der großen ökologischen Katastrophen Usbekistans. 2008 wurde er aufgrund Drogenvorwürfen zu zehn Jahren Haft verurteilt. ROG bezeichnet die Vorwürfe als "fragwürdig". "Salijon Abdurakhmanows Freilassung zeigt, dass anhaltender Druck auf autoritäre Regime früher oder später Wirkung zeigt", sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr am Mittwoch.
"Abdurakhmanow wurde neun Jahre lang dafür bestraft, dass er unerschrocken über Themen wie Umweltverbrechen und Menschenrechtsverletzungen berichtet hat." Usbekistan müsse nun auch alle anderen inhaftierten Journalisten freilassen und aufhören, seine Kritiker im In- und Ausland zu verfolgen, so die Menschenrechtsorganisation. Abdurakhmanow wurde acht Monate vor dem regulären Ende seiner Haftzeit unter Auflagen freigelassen. Über die Gründe war zunächst nichts bekannt. Sie wurde während eines Usbekistan-Besuchs des UN-Sonderberichterstatters für Religions- und Glaubensfreiheit, Ahmed Shaheed, bekannt.
Frühere Gelegenheiten, Abdurakhmanow etwa anlässlich regelmäßiger Amnestien für Häftlinge über 60 Jahren vorzeitig aus dem Gefängnis zu entlassen, hatte das Regime mit Verweis auf angebliche schlechte Führung des Journalisten verstreichen lassen. In Usbekistan existieren praktisch keine unabhängigen Medien. Seit dem Tod des langjährigen Diktators Islam Karimow im August 2016 gibt es aber Hoffnung, dass das Regime mehr Freiräume für Kritik zulassen könnte. Die politischen Signale seitdem sind jedoch widersprüchlich: Mehrere Dissidenten wurden freigelassen, gleichzeitig werden immer wieder Regimekritiker festgenommen. Auf der sogenannten "Rangliste der Pressefreiheit" steht Usbekistan auf Platz 169 von 180 Ländern weltweit. Nach Salijon Abdurakhmanows Freilassung sitzen dort noch mindestens acht Journalisten wegen ihrer Tätigkeit im Gefängnis.
Quelle: dts Nachrichtenagentur