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Prof. Michel Chossudovsky: "Die Ukraine kann den Krieg nicht mehr gewinnen"

Archivmeldung vom 07.06.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.06.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Krim-Brücke in der Straße von Kertsch
Krim-Brücke in der Straße von Kertsch

Foto: Rosavtodor.ru
Lizenz: CC BY 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

In seiner jüngsten Veröffentlichung "Geopolitik zum Schwarzen Meer und Russlands Kontrolle über strategische Wasserstraßen: Die Meerenge von Kertsch und das Asowsche Meer" analysiert Michel Chossudovsky die Bedeutung der Straße von Kertsch im geopolitischen Schachspiel und im Ukraine-Krieg. Dies berichtet das Magazin "RT DE".

Weiter berichtet RT DE: "Die Meerenge von Kertsch, die im Osten der Krim das Schwarze Meer und das Asowsche Meer mit den großen russischen Wasserstraßen verbindet, habe nach Ansicht des globalisierungskritischen kanadischen Wirtschaftsprofessors schon in der Vergangenheit eine strategische Rolle gespielt. Und im Ukraine-Krieg spiele die russische Kontrolle der Meerenge von Kertsch sogar eine Schlüsselrolle.

Der Seeweg trennt die Halbinsel Krim im Osten vom russischen Festland und verbindet das Schwarze Meer mit dem Asowschen Meer. Von dort aus verlaufen über die Flüsse Don und Wolga wichtige Handelsrouten bis ins russische Binnenland. Die Straße von Kertsch gehört laut Chossudovsky aber auch zur wichtigen maritimen Verbindung zwischen dem Kaspischen Meer und dem Schwarzen Meer bis hin zum Mittelmeer. Die Wolga verbindet wiederum das Kaspische Meer mit der Ostsee und ist über Kanäle mit der Newa und St. Petersburg verbunden.

Das Kaspische Meer beispielsweise sei "von Land umzingelt". Die einzige Verbindung zum Mittelmeer und zum Atlantik verliefe über die Wolga. Dasselbe träfe auf den Zugang zum Atlantik via Ostsee zu, und noch weitere Meeres-Fluss-Zugänge zu.

Die russische Kontrolle über die Meerenge von Kertsch ist deshalb von großer strategischer Bedeutung, so Chossudovsky. Mit der Reintegration der Krim nach Russland habe die NATO hinsichtlich der Aufnahme der Ukraine in die NATO und der Ausweitung der westlichen Militärpräsenz im Schwarzen Meer bereits im Jahr 2014 einen herben Rückschlag erlitten.

Jetzt (im Juni 2022) kontrolliere Russland bereits das komplette Asowsche Meer. Die Ukraine habe weder einen Zugang zum Asowschen Meer, noch habe sie militärische Kräfte im Schwarzen Meer. Der ukrainische Marinestützpunkt in Berdjansk an der Westküste des Asowschen Meeres sei genauso unter russischer Kontrolle wie alle wichtigen Seehäfen von Mariupol bis Cherson.

So ist der Krieg nach Chossudovskys Auffassung für die Ukraine eigentlich schon verloren: "Ohne Marine ist die Ukraine nicht in einer Position, in der sie den Krieg gewinnen kann."

Dazu kontrolliere Russland inzwischen auch den Zugang des wichtigsten ukrainischen Flusses Dnjepr zum Schwarzen Meer, einer Hauptader für den Getreidetransport.

Auch der größte russische Handelshafen am Schwarzen Meer in Noworossijsk sei von strategischer Bedeutung, da dort die wichtigsten Öl- und Gaspipelines zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer kreuzten: Neben der Haupt-Ölpipeline zwischen Noworossijsk und Baku gebe es hier Verbindungen zwischen Russland, Kasachstan, Iran und Turkmenistan, die bis nach China führen.  

Über die Meerenge von Kertsch könnten riesige Transportschiffe den maritimen Güterverkehr bewerkstelligen.

Und über die von Russland kontrollierte Brücke von Kertsch verbinde der Zugverkehr das westliche und östliche Europa mit dem Kaspischen Meer und bis nach Kasachstan und China.

Schon im Dezember 2013 habe die russische Regierung mit der Janukowitsch-Regierung in Kiew per Vertrag den Bau einer Brücke über die Meerenge von Kertsch vereinbart, die die östliche Krim mit der russischen Region Krasnodar verbindet. Der Bau sei sogar bereits im Jahr 2010 zwischen den beiden Ländern vorvereinbart worden. Und noch zwei Wochen vor dem Referendum, am 16. März 2014, auf dem Höhepunkt der Ukraine-Krise, habe der damalige russische Premierminister Dimitri Medwedew das staatliche russische Bauunternehmen Awtodor mit der Gründung eines Subunternehmens zur Überwachung des Brückenbaus über die Straße von Kertsch beauftragt.

Laut Chossudovsky ist die Entwicklung eines gemeinsamen euroasiatischen Wirtschaftsraums wohl noch nicht vom Tisch:

"Sie (die Brücke von Kertsch) ist daher ein integraler Bestandteil des eurasischen Projekts (das sich mit Chinas Neuer Seidenstraßen Initiative verbindet)."

Quelle: RT DE

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