Guatemalas Menschenrechtsbeauftrager Jordán Rodas: "Auswandern ist kein Verbrechen, sondern ein Recht"
Archivmeldung vom 22.01.2021
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Freigeschaltet durch André OttDer Menschenrechtsbeauftragte Guatemalas, Jordán Rodas, hofft nach dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Joe Biden auf einen Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik. "Ich bin optimistisch, dass sich die US-Politik ändern wird", sagte er im Interview der Tageszeitung "nd.Der Tag".
Rodas weiter: "Natürlich wird es keine Politik der offenen Tür geben, aber die Menschenrechte werden wieder akzeptiert und geachtet werden." Rodas sieht jedoch nicht nur die USA, sondern auch die mittelamerikanischen Staaten in der Verantwortung: "Unsere von Rassismus, Korruption und Ungleichheit geprägten Gesellschaften generieren Migration, und das muss sich ändern. Da hoffe ich auf neue Parameter in der Kooperation mit den USA: Korruptionsbekämpfung sollte eine zentrale Kondition sein."
Die Bilder der in Guatemala gewaltsam gestoppten Migrantenkarawane mit mehreren Tausend Menschen nannte Rodas "schockierend". "Natürlich haben Polizei und Militär ihren Auftrag, aber sie haben die Rechte dieser Menschen massiv verletzt, die Guatemala auf ihrem Weg in die USA passieren wollen." Rodas hat am guatemaltekisch-honduranischen Grenzübergang El Florido Gespräche sowohl mit Migranten als auch mit Sicherheitskräften geführt. "Auswandern ist kein Verbrechen, sondern ein Recht, und dieses Recht wurde den Menschen an der Grenze von Guatemala verwehrt - unter Anwendung massiver und nicht zu rechtfertigender Gewalt", ist sein Fazit aus den Gesprächen. Die Migranten haben sich offenbar auch in Erwartung des Regierungswechsels in den USA in Honduras auf den Weg gemacht, um der verzweifelten Lage im eigenen Land zu entkommen, die zuletzt durch zwei Wirbelstürme und die Corona-Pandemie noch verschärft wurde.
Quelle: nd.DerTag / nd.DieWoche (ots)