IfW-Chef Snower fordert "Positivliste für die Bankbranche"
Archivmeldung vom 08.10.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.10.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Dennis Snower, fordert eine "Positivliste für den Bankensektor". Die Politik müsse auf internationaler Ebene "die Finanzinstitute identifizieren, die auf keinen Fall insolvent gehen dürfen, weil von ihnen ein Systemrisiko ausgeht", sagte Snower gegenüber stern.de.
Diesen Banken müsse "eine Solvenzgarantie gegeben werden". Im Gegenzug müssten sich die Banken, für die der Staat notfalls garantiere, strengen Regeln unterwerfen. Dadurch würde jeder Akteur am Finanzmarkt schon im Vorhinein wissen, was passieren wird, wenn einer Bank die Pleite drohe, sagte Snower zu stern.de. "Nur so kann wieder Vertrauen entstehen."
Zugleich forderte der Ökonom ein stärkeres Eingreifen der EU in der Finanzkrise und kritisierte die europäischen Politiker. "Ich glaube nicht, dass die Politik begriffen hat, wie giftig die derzeitige Planlosigkeit ist", so Snower. "Das Finanzsystem ist global so verflochten, dass nationale Alleingänge wie wir sie derzeit insbesondere in Europa sehen, zu nichts führen." Die Politik müsse jetzt "schnell und beherzt" handeln. "Die Realwirtschaft kann sich die Probleme in der Finanzwelt nicht mehr lange leisten", sagte der IfW-Chef. Früher oder später werde es auch dort zu Insolvenzen kommen. In Deutschland sei die Gefahr eine Rezession schon jetzt sehr hoch. Snower zu stern.de: "Wie lange sie anhält, hängt entscheidend von der Länge der Finanzkrise ab."
Quelle: stern