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Lage im Gazastreifen dramatischer als bisher bekannt

Archivmeldung vom 29.01.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.01.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
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Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die Lage im Gazastreifen ist noch dramatischer als bisher schon bekannt. Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für die Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) hat derzeit nicht ausreichend Mittel, um die Versorgung von etwa einer Million Menschen im Gazastreifen mit Nahrungsmitteln sicherzustellen. "Ein Großteil der Menschen ist wirklich von dieser Nahrungsmittelhilfe abhängig. Wenn das wegfällt, dann gibt es ein dramatisches Chaos inklusive Hunger", sagte der UNRWA-Direktor im Gazastreifen, Matthias Schmale, der "Süddeutschen Zeitung".

Es kam bereits vor zwei Wochen zu Plünderungen, als bekannt wurde, dass die USA als größter Geber Finanzmittel streichen. US-Präsident Donald Trump wiederholte beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos, dass Gelder so lange nicht freigegeben werden, bis die Palästinenser an Nahost-Friedensverhandlungen teilnehmen. 60 Prozent jenes Budgettopfs, aus dem die Nahrungsmittelhilfen im Gazastreifen bezahlt werden, waren bisher durch Zahlungen aus den USA abgedeckt, die nun in dem Bereich laut Schmale nichts mehr leisten wollen. Jene Nahrungsmittel, die seit Jahresbeginn verteilt werden, wurden noch im Vorjahr bestellt, sind aber noch nicht bezahlt. Eine Lieferung pro Quartal kostet etwa 20 Millionen US-Dollar.

"Das noch größere Problem ist, dass wir im Moment nicht das Geld haben, um die Nahrungsmittel für das zweite Quartal zu kaufen. Die Bestellung muss bis Mitte Februar erfolgen, um im April die neue Verteilung zu beginnen. Wir haben drei Wochen Zeit, um zu sehen, ob wir zumindest das zweite Quartal abgedeckt bekommen", erklärt Schmale, der seit Oktober für das UN-Hilfswerk im Gazastreifen verantwortlich ist. "Hier geht es um eine humanitäre Dimension, das ist tatsächlich lebensbedrohend." Im Dreimonatszyklus beziehen die Bedürftigen Nahrungsmittel. Aus dem Kernbudget der UNRWA werden in den palästinensischen Gebieten und in vier weiteren Ländern Gesundheitszentren und Schulen für palästinensische Flüchtlinge finanziert. Im Gazastreifen werden jedes Jahr etwa vier Millionen Patienten in 22 Gesundheitszentren versorgt.

Die 275 UNRWA-Schulen besuchen derzeit 271.000 Schüler. Bleiben die USA bei ihrer Position, fehlt im Kernbudget ein Drittel der bisherigen Mittel, etwa 240 Millionen US-Dollar. Die USA haben bisher zwei Überweisungen von insgesamt 100 Millionen US-Dollar gestoppt. Das hat dazu geführt, dass es Probleme gab, im Januar die Gehälter für die etwa 13.000 UNRWA-Mitarbeiter im Gazastreifen, davon 8.000 Lehrer, zu bezahlen. Die bisherigen Geberländer wurden nun gebeten, ihre Überweisungen früher als in den Vorjahren zu tätigen. Die UNRWA entwickelt für den Gazastreifen Notfallpläne. Statt 40 könnten 50 Schüler pro Klasse unterrichtet werden und Schulen nach der Sommerpause bis Jahresende geschlossen bleiben. Im Gesundheitsbereich droht Ärzten, dass sie zwei Stunden mehr arbeiten müssen und statt 80 dann 120 Patienten pro Tag behandeln.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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