Estlands Regierung erwartet neue Mobilisierungswelle in Russland
Archivmeldung vom 12.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićNach Angaben der Regierung in Estland könnte Russland bereits in naher Zukunft weitere Soldaten in die Ukraine schicken. "Wir haben Hinweise, dass Russland eine neue Mobilisierungswelle vorbereitet, die möglicherweise schon ab dem Frühherbst stattfinden wird", sagte Estlands Verteidigungsminister Hanno Pevkur der "Welt".
Darum sei es wichtig, dass der Westen seine Waffenlieferungen
unverzüglich verstärkt und die Ausbildung ukrainischer Soldaten
fortsetzt. "Die Ukraine braucht dringend mehr und schneller Waffen aus
dem Westen: Munition, Luftverteidigung, Raketen und Präzisionswaffen",
sagte Pevkur. Wenn die Ukraine ihren Verteidigungskampf gegen Russland
gewinnen soll, brauche das Land mehr Waffen. Hintergrund: Nach Angaben
aus Kiew befinden sich derzeit etwa 520.000 russische Soldaten in der
Ukraine.
Laut Pevkur ist klar, "dass es schon sehr bald für alle
Nato-Länder nicht mehr ausreichen wird, nur zwei Prozent der
Wirtschaftsleistung in Verteidigung zu investieren". Pevkur sagte
weiter: "Wenn wir ernst nehmen, was die neuen Nato-Verteidigungspläne
von allen Allianz-Mitgliedern verlangen und welche militärischen
Fähigkeiten künftig erforderlich sein werden, dann ist das frühere
Zwei-Prozent-Ziel der Nato, das ja aus dem Jahr 2014 stammt, obsolet."
Das sei die Realität, "ob sie uns passt oder nicht", so der Minister.
Zwar
bezögen sich die sogenannten Fähigkeitsanforderungen an die
Nato-Streitkräfte erst auf die Jahre 2040 oder später, "aber das ist
nicht das Wesentliche". Es müsse jetzt schon investiert werden, um
ausreichend Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeiten zu haben.
"Russland wird den Westen angreifen, wenn er sich nicht ausreichend
verteidigen kann." Laut Pevkur wird Estland ab 2026 etwa vier Prozent
der Wirtschaftsleistung in Verteidigung investieren.
Skeptisch
äußerte sich Pevkur mit Blick auf die Drohungen von Russlands
Präsidenten Wladimir Putin, möglicherweise taktische, also kleinere,
Atombomben, einzusetzen: "Wir müssen das ernst nehmen. Aber ich sehe
keinen einzigen Vorteil, den Putin aus dem Einsatz von taktischen
Atomwaffen ziehen könnte."
Er würde damit nur den Tod von
Zehntausenden Menschen riskieren. Damit ließe sich die Moral der
Ukrainer nicht brechen. "Und ein russischer Atomwaffeneinsatz wäre nicht
nur für viele Nato-Alliierte, sondern auch für zahlreiche Partner von
Russland, wie China, eine rote Linie. Die Kosten eines
Atomwaffeneinsatzes wären für Putin viel höher als der Nutzen", erklärte
der Minister.
Quelle: dts Nachrichtenagentur