Schwere Vorwürfe aus Kreisen der früheren Irak-Geiseln an deutsche Offizielle
Archivmeldung vom 13.02.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDie deutsche Regierung zeige sich "undankbar" und verhalte sich "unverständlich" gegenüber Geschäftspartnern, die ihr in mindestens einem früheren Geiselfall im Irak entscheidend geholfen hätten. Das behauptet Peter Bienert, Arbeitgeber der ehemaligen beiden deutschen Irak-Geiseln René Bräunlich und Thomas Nitzschke.
Gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Dienstag-Ausgabe) erhob der
Chef der Firma Cryotec schwere Vorwürfe gegen die Bundesregierung,
weil diese den durch eine eigene Entführung in Not geratenen
irakischen Vermittler und Befreiungshelfer Abd al-Halim Hidschadsch
"jetzt schnöde im Stich lässt".
Bienert beklagte: "Die Freilassung von Bräunlich und Nitzschke haben wir ganz wesentlich dem irakischen Geschäftsmann und Vermittler Herrn Hidschadsch zu verdanken. Ohne dessen uneigennützige, für ihn selbst lebensbedrohliche Hilfe wären unsere beiden Mitarbeiter ganz sicher nicht so unbeschadet wieder frei gekommen. Es ist unverständlich, dass man jetzt seitens der Bundesregierung meint, nur weil Herr Hidschadsch kein Deutscher ist, können wir dem in echte materielle Not geratenen Vermittler leider nicht helfen."
Der irakische Geschäftsmann war im Sommer 2006 selbst Opfer einer
Entführung geworden, vermutlich aus Kreisen der gleichen
Entführergruppe, die zuvor für 99 Tage Bräunlich und Nitzschke
gefangen gehalten hatten. Als Helfer für die Freilassung der beiden
Deutschen wurde bei ihm Vermögen vermutet. Seine Familie mobilisierte
ihr gesamtes Vermögen und zahlte schließlich 150 000 Dollar Lösegeld.
Heute lebt die Familie Hidschadsch weit gehend mittellos in
Jordanien. Das Auswärtiges Amt in Berlin lehnte die mehrfache Bitte
um eine Nothilfe für Hidschadsch mit dem Hinweis ab, es gebe dafür
keinen Haushaltstitel und keine Abrechnungsmöglichkeit. Einige
tausend Euro sind inzwischen von Cryotec-Chef Bienert und Freunden
für eine Soforthilfe gesammelt worden. "Es ist absolut
unverständlich, dass der deutsche Staat, der Hidschadsch schließlich
beauftragt hatte, die Freilassung von Bräunlich und Nitzschke zu
organisieren, und der dafür, ich schwöre es, keinen Cent Abfindung
bekommen hat, nun in Not gelassen wird", so Bienert. Er vermute, dass
"durch gezielte Indiskretionen" eine weitere Hilfe für Hidschadsch
von verantwortlichter deutscher Seite "hintertrieben" würde. "Da
sollen offenbar bestimmte Wege nicht mehr gangbar gehalten werden",
meinte Bienert. Hidschadsch hat deutschen Stellen im Irak in der
Vergangenheit schon mehrfach in kritischen Situationen willkommene
Dienste geleistet.
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung