Israels Botschafter wehrt sich gegen rechte Angriffe
Archivmeldung vom 14.09.2019
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.09.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDer israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, hat sich gegen rechtsradikale Angriffe gewehrt. In einem Gespräch mit der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen sagte Issacharoff, offene Anfeindungen von AfD-Gruppierungen schreckten ihn nicht ab. "Sie haben meine Familie attackiert, meine Frau, meine Kinder - das ändert überhaupt nichts an meiner Haltung gegenüber der AfD."
Issacharoff kritisierte die AfD für ihre Sicht auf den Holocaust. "Die AfD ist eine Partei, die die Verbrechen des Nationalsozialismus verharmlost", sagte der Chefdiplomat. Ihr Führungspersonal habe Juden und Israelis "schwer beleidigt". Issacharoff verwies auf die Forderungen nach einer 180-Grad-Wende der deutschen Erinnerungskultur und die Umdeutung des Berliner Holocaust-Mahnmals.
Israels Botschafter lobte den deutschen Umgang mit der eigenen Geschichte. Es gebe eine "sichtbare Erinnerungskultur". Die Mehrheit der Deutschen sehe und verstehe die Gefahren des neuen Antisemitismus - "nicht nur für Juden, sondern für die ganze Gesellschaft". Manchmal aber habe er "das Gefühl, dass einige Leute heute offen aussprechen, was sie vor zehn Jahren möglicherweise nur gedacht haben".
Issacharoff zog eine klare Grenze zwischen legitimer Israelkritik und Antisemitismus. Kritik sei dann antisemitisch, wenn das Existenzrecht Israels in Frage gestellt oder "den Juden" die Schuld am Nahostkonflikt gegeben werde. Der Botschafter kritisierte die BDS-Kampagne Boycott, Divestment and Sanctions (Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen). "Solche Methoden taugen weder für einen Dialog noch für einen Brückenschlag zwischen Völkern, im Gegenteil", sagte er der Zeitung. "Wer Kritik äußern möchte, sollte sie würdig vortragen."
Quelle: Neue Westfälische (Bielefeld) (ots)