Grillo: Politisches System Italiens wird 2013 zusammenbrechen
Archivmeldung vom 02.03.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBeppe Grillo, dessen Partei bei der Parlamentswahl in Italien überraschend viele Stimmen erreicht hatte, rechnet damit, dass das politische System seines Landes noch in diesem Jahr zusammenbrechen wird. "Ich gebe den alten Parteien noch sechs Monate - und dann ist hier Schluss", sagte der prominente Komiker in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Dann können sie die Renten nicht mehr zahlen und auch die öffentlichen Gehälter nicht mehr."
Der Gründer der "Fünf Sterne"-Bewegung forderte, Italiens Staatsschulden neu auszuhandeln: "Wir werden erdrückt - nicht von dem Euro, sondern von unseren Schulden. Wenn die Zinsen 100 Milliarden Euro pro Jahr betragen, sind wir tot. Es gibt da keine Alternativen."
Grillo verglich den Staat mit einer Aktiengesellschaft. "Wenn ich Aktien einer Gesellschaft gekauft habe, die bankrott geht, dann habe ich eben Pech. Ich habe riskiert - und verloren." Wenn sich die Bedingungen nicht änderten, wolle Italien den Euro verlassen und zur Lira zurückkehren.
Weder mit dem Linksdemokraten Pier Luigi Bersani noch mit dem rechtskonservativen Silvio Berlusconi wolle er eine Koalition eingehen. "Wenn die PD Bersanis und Berlusconis PDL vorschlagen würden: sofortige Änderung des Wahlgesetzes, Streichung der Wahlkampfkostenerstattung, maximal zwei Legislaturperioden für jeden Abgeordneten - so eine Regierung würden wir selbstverständlich sofort unterstützen", sagte Grillo dem Nachrichtenmagazin. Und fügte hinzu: "Aber sie werden das nie tun. Sie bluffen nur, um Zeit zu gewinnen."
Grillo ist zudem froh, mit seiner Bewegung beim ersten Anlauf kein besseres Ergebnis errungen zu haben. "Wir wären vielleicht etwas besorgt gewesen, wenn wir gleich die Mehrheit bekommen hätten. Das hier ist jetzt die Generalprobe." Die "Fünf Sterne"-Bewegung hatte bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus 25,5 Prozent der Stimmen errungen.
Grillo wirft Steinbrück schlechte Manieren vor
Beppe Grillo, dessen Partei bei der Parlamentswahl in Italien überraschend viele Stimmen erreicht hatte, wirft dem SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück schlechte Manieren vor. "Steinbrück hat sich benommen wie ein Flegel", sagte Grillo im Gespräch mit der "Bild am Sonntag". Damit reagierte er auf eine Äußerung Steinbrücks, der den Gründer der Protestbewegung "5 Sterne" und den ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi als "Clowns" bezeichnet hatte. "Ich bin ein Komiker, aber kein Clown", stellte Grillo klar. Der Gründer der "Fünf Sterne"-Bewegung warf dem SPD-Kanzlerkandidaten zudem vor, er habe mit seiner Äußerung "alle Italiener beleidigt". Trotzdem erwartet er von Steinbrück keine Entschuldigung: "Die interessiert mich gar nicht."
Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano, der Steinbrück wegen dessen "Clown"-Äußerungen von einem Abendessen ausgeladen hatte, wurde von Grillo ausdrücklich gelobt. "Ich fühle mich da sehr gut in Schutz genommen von meinem Staatspräsidenten. Das hat er schon ganz richtig gemacht, dass er Steinbrück nicht empfangen hat."
Quelle: dts Nachrichtenagentur