Flüchtlingsnot in Griechenland: Hilfswerke schlagen Alarm
Archivmeldung vom 04.03.2020
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Freigeschaltet durch André OttAngesichts der wachsenden Flüchtlingsnot auf den ostägäischen Inseln und an der griechisch-türkischen Landgrenze fordert das internationale Kinderhilfswerk terre des hommes (tdh) die Bundesregierung dringend auf, in einem ersten Schritt 5000 besonders schutzbedürftige Flüchtlinge aufzunehmen.
"Ferner muss die Bundesregierung darauf dringen, dass sich möglichst viele EU-Mitglieder diesem Aufnahmeprogramm anschließen", heißt es in einem Appell, der der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vorliegt.
tdh-Vorstandsmitglied Birte Kötter forderte: "Anstatt den schäbigen EU-Türkei-Deal fortzusetzen und die EU-Grenzen gewaltsam gegen Menschen auf der Flucht abzuschotten, muss die Bundesregierung die Initiative ergreifen." Deutschland dürfe nicht darauf warten, dass sich alle 27 EU-Mitgliedstaaten auf ein einheitliches Vorgehen einigen. Viele deutsche Städte und Kommunen, in denen Menschen bereit seien, Flüchtlinge aufzunehmen und zu betreuen, warteten auf ein humanitäres Signal.
In den Aufnahmelagern der ostägäischen Inseln befinden sich nach Angaben der Regierung Griechenlands rund 42.000 Flüchtlinge, "davon etwa die Hälfte Minderjährige", so Kötter weiter. Die Camps sind laut tdh hoffnungslos überbelegt, "die hygienischen Verhältnisse spotten jeder Beschreibung". Außerdem gebe es nicht genug zu essen. Viele schwer traumatisierte Kinder leben dem Hilfswerk zufolge "ungeschützt unter aufgeweichten Zeltplanen".
Auch Marie von Manteuffel, Flucht- und Migrationsexpertin von "Ärzte ohne Grenzen" Deutschland, forderte gegenüber der NOZ, die Bundesregierung dürfe nicht länger nur zusehen, sondern müsse endlich für eine Lösung eintreten, "die zuallererst Menschenleben respektiert und schützt". Auch sie drängte auf eine schnelle Aufnahme von Flüchtlingen aus Griechenland und betonte: "Es geht in einem ersten Schritt um mehr als 140 Kinder und ihre Familien." Diese litten unter chronischen und komplexen Krankheiten, die auf den Inseln nicht behandelt werden könnten, wie Epilepsie und Herzerkrankungen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)