Städtepartnerschaft mit Peking geplatzt: Prag bändelt mit Taipeh an
Archivmeldung vom 13.01.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Oberbürgermeister der tschechischen Hauptstadt Prag, Zdenek Hrib, hat eine Städtepartnerschaft mit Taipeh angekündigt. Eine entsprechende Verbindung mit Peking sei aufgrund von Auflagen und Drohungen Chinas geplatzt, schreibt Hrib in der "Welt am Sonntag".
China habe die Tourneen vierer bekannter Musikensembles einseitig abgesagt, weil ihm die Menschenrechtspolitik Prags nicht passe. "Als Bürgermeister unserer Hauptstadt habe ich mich bemüht, ein Wahlkampfversprechen zu erfüllen. Nämlich dass ich zurückkehren würde zum Kurs der Achtung vor Demokratie und Menschenrechten, den Idealen unserer Samtenen Revolution, die von der gegenwärtigen Führung unserer Republik missachtet werden." Nicht nur hisste der OB die Fahne Tibets am Rathaus, er weigerte sich auch, ein Partnerschaftsabkommen zwischen Prag und Peking zu unterzeichnen, "in dem wir uns gegen die Unabhängigkeit von Taiwan und Tibet aussprechen" sollten. China sei, so führt Zdenek Hrib weiter aus, ein "unzuverlässiger Geschäftspartner" und sei "voller enormer Ressentiments". Das würden jene, "die hinter dem Eisernen Vorhang geboren wurden, nur zu gut kennen." Peking versuche, die öffentliche Meinung in Tschechien zu beeinflussen.
"Ich befürworte weder den Abbruch diplomatischer noch die Vermeidung wirtschaftlicher Beziehungen mit China", schreibt der Oberbürgermeister. Doch die Demokratien in Europa und weltweit sollten sich sehr gut überlegen, "bevor sie mit einem derart unzuverlässigen und riskanten Partner ins Bett steigen". Und weiter: "Ich möchte Sie alle auffordern, Ihre Werte und persönliche Integrität nicht aus Angst vor Drohung und Erpressung aufzugeben." Hrib kündigt in seinem Gastbeitrag an, am kommenden Montag eine Städtepartnerschaft mit Taipeh, der Hauptstadt Taiwans, zu unterzeichnen. "So haben wir also eine Partnerschaft verloren, aber eine neue gewonnen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur