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Reporter ohne Grenzen empört über Drohung gegen Nowaja Gaseta-Redakteur in Moskau

Archivmeldung vom 14.06.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.06.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Reporter ohne Grenzen e.V.
Reporter ohne Grenzen e.V.

Reporter ohne Grenzen (ROG) ist schockiert über die Drohungen gegen den stellvertretenden Chefredakteur der Zeitung Nowaja Gaseta, Sergej Sokolow. "Wenn Journalisten mit dem Tod bedroht werden, nehmen wir das sehr ernst", sagte ROG-Vorstandsmitglied Gemma Pörzgen bei einem Pressegespräch am Donnerstag (14.6.) in Berlin. "Seit dem Amtsantritt Wladimir Putins im Jahr 2000 sind in Russland 26 Journalisten getötet worden, allein fünf von ihnen aus der Redaktion der Nowaja Gaseta."

Der russische Chefermittler Alexander Bastrykin war am 4. Juni mit dem Journalisten Sergej Sokolow in einen Wald bei Moskau gefahren, hatte ihn dort wegen eines kritischen Artikels beschimpft und gedroht, sollte dem Journalisten etwas zustoßen, werde er - Bastrykin - die Ermittlungen leiten. Sokolow war daraufhin ins Ausland geflohen. Bastrykin ist als oberster Ermittler der Generalstaatsanwaltschaft auch für die Untersuchungen im Mordfall Anna Politkowskaja verantwortlich. Sie hatte für die Nowaja Gaseta über die Gewalt in Tschetschenien berichtet und wurde vor fünfeinhalb Jahren in Moskau erschossen.

Bastrykin habe Politkowskaja gegenüber Sokolow als "Schlampe" verhöhnt, berichtete Nowaja Gaseta-Journalist Leonid Nikitinski am Donnerstag in Berlin. Er steht nach eigenen Angaben fast täglich in Kontakt mit seinem Kollegen Sokolow. "Seine kritischen Artikel waren nur ein Vorwand für die Drohungen", glaubt Nikitinski. "Unter Putin soll die Presse insgesamt wieder stärker kontrolliert werden." Dennoch habe dieser Vorfall für ihn eher eine lächerliche als eine bedrohliche Note, so der Reporter: "Weder Politkowskaja noch andere Kollegen wurden gewarnt, man hat sie einfach auf offener Straße ermordet."

Das Schicksal Sokolows war am 13. Juni durch einen offenen Brief von Nowaja-Gaseta-Chefredakteur Dmitri Muratow bekannt geworden. Fünf Journalisten, die daraufhin vor dem Sitz des Ermittlungsausschusses an einer Protestkundgebung teilnahmen, wurden am Mittwochnachmittag festgenommen. Vier von ihnen arbeiten für den kremlkritischen Radiosender Echo Moskwy. Alexander Bastrykin und seine Behörde lehnten es gegenüber Reporter ohne Grenzen ab, die Vorfälle zu kommentieren.

Den Brief des Nowaja Gaseta-Chefredakteurs Dmitri Muratow finden Sie auf Deutsch unter www.reporter-ohne-grenzen.de.

Quelle: Reporter ohne Grenzen e.V. (ots)

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