Friedliche Demonstrationen und Festnahmen unter Schlägen
Archivmeldung vom 24.06.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWie aus zuverlässiger Quelle verlautet, demonstrierte am 19. Juni um 2 Uhr nachmittags ein Mönch namens Ghayou aus dem Dorf Serthar Koetsa im Bezirk Serthar ganz alleine.
Er rief Slogans wie "Unabhängigkeit für Tibet!", "Lang lebe Seine Heiligkeit der Dalai Lama!", "Seine Heiligkeit der Dalai Lama muß nach Tibet zurückkehren dürfen!" und hielt dabei die verbotene tibetische Flagge hoch. Eine ansehnliche Zahl von Tibetern scharte sich um ihn und wollte sich ihm gerade anschließen, als die chinesische Polizei eintraf, die Tibeter zurückdrängte und den Mönch festnahm.
Am 18. Juni war es auch in der Tibetisch-Autonomen Präfektur (TAP)
Kardze (chin. Ganzi) zu ähnlichen friedlichen Demonstrationen gekommen,
Einzelheiten wurden jedoch nicht bekannt. Wir kennen nun aber die Namen
von zwei Nonnen, die am selben Tag demonstrierten (siehe dazu die
Pressemitteilung vom 19. Juni), nämlich Dhungtso and Drashi Tso. Die
beiden sind Schülerinnen der Geyma Drak Klosterschule, bei ihrer
Festnahme wurden sie brutal geschlagen.
Bei einem anderen Zwischenfall wurde kürzlich ein Mönch namens Wanglo festgenommen und heftig geschlagen, weil er dabei erwischt wurde, wie er die chinesischen Kader bei der Durchführung der Kampagne der "Patriotischen Erziehung" im Dorf Choktsang Toema in der Gegend von Serthar in Kham photographierte. Als seine Verwandten die chinesischen Behörden um seine Freilassung baten, wurde ihnen mitgeteilt, er würde nur freigelassen, wenn sie die gewaltige Summe von 20.000 Yuan zahlten.
Eine große Anzahl chinesischer Truppen und Militär in Zivilkleidung wurde in Lhasa eingesetzt, die die Stadt strengstens überwachen. Den Einwohnern der umliegenden Dörfer wurde verboten, sich in die Stadt zu begeben. Die Nonnen und Mönche in den Klöstern in und um Lhasa dürfen sich nicht außerhalb ihrer jeweiligen Institution aufhalten. Nur die Fackelträger und Zuschauer, die vorher sorgfältig ausgewählt worden sind, dürfen der Zeremonie des Fackellaufes durch Lhasa am 21. Juni beiwohnen. Die Öffentlichkeit wird von diesem Ereignis ausgeschlossen.
Aufgrund wiederholter Demonstrationen in der Gegend Shetoe Phugu Shang, Distrikt Serthar in Kham ist die Lage dort nun sehr angespannt. Die chinesischen Behörden haben ein Riesenaufgebot an paramilitärischen Kräften in der Gegend stationiert. Trotzdem haben einige Tibeter mit großen Lettern in die umliegenden Hügel "Unabhängigkeit für Tibet" eingekerbt. Um die Schrift sichtbarer zu machen, haben sie die Buchstaben mit weißen Steinen und Kieselsteinen gefüllt. Die Tibeter Rigdhak, Menkyab und Goeso, die bei einer früheren Demonstration in derselben Gegend festgenommen wurden, befinden sich gegenwärtig im Gefängnis von Serthar, wo sie nicht einmal Besuch von ihren Verwandten erhalten dürfen.
Angesichts der kritischen Situation in Tibet appelliert die Internationale Gesellschaft
für Menschenrechte (IGFM) an die
Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend folgenden Forderungen anzunehmen:
1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;
2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;
3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;
4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;
5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;
6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.
Quelle: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)