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Kritik am Umgang mit afghanischen Ortskräften wächst

Archivmeldung vom 09.08.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.08.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Illegale Kriege (Symbolbild)
Illegale Kriege (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /SB

Angesichts der sich verschlechternden Sicherheitslage in Afghanistan wächst die Kritik am Umgang der Bundesregierung mit ihren afghanischen Helfern. Marcus Grotian, Vorsitzender des Patenschaftsnetzwerkes afghanischer Ortskräfte, warf der Regierung in der "Süddeutschen Zeitung" vor, dass ihr der "moralische Kompass völlig verloren gegangen" sei.

Bis zum Ende ihres Einsatzes im Land war vor allem die Bundeswehr auf Unterstützung sogenannter Ortskräfte angewiesen, die durch den Vormarsch der Taliban nun um ihr Leben und das ihrer Angehörigen fürchten. Vor zweieinhalb Wochen hatte Kanzlerin Angela Merkel mehr Unterstützung für die Ortskräfte in Aussicht gestellt und unter anderem Charterflüge ins Gespräch gebracht, um Helfer mit ihren Familien auszufliegen. Bislang hat es keinen solchen Flug gegeben.

Auch die Verfahren für die Ausreise ziehen sich nach Angaben Grotians weiter in die Länge. Betroffene berichteten in der SZ von einem "Katz und Maus"-Spiel, was sie erlebten, wenn sie ihre Ausreise angehen wollen. Diese müssen sie weiterhin in der Regel selbst organisieren. Unterdessen verschlechtert sich die Sicherheitslage immer weiter. Am Sonntag nahmen die Aufständischen die Stadt Kundus im Norden des Landes ein. Ende Juli hatten nach Angaben des Innenministeriums 471 Ortskräfte mit ihren Angehörigen, insgesamt 2.851 Personen, fertige Reisedokumente. Hunderte weitere Personen warten darauf. Mit Stand vom vergangenen Donnerstag sind 1.796 Personen nach Deutschland gekommen, davon waren 296 ehemalige Ortskräfte. Die Kritik kommt mittlerweile auch aus den Reihen der Regierungsfraktionen.

Der SPD-Politiker Wolfgang Hellmich, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Bundestag, sagte der SZ: "Was ist denn das für eine irrwitzige Vorstellung, dass sich die Familien auf den Weg machen, das Verfahren bewältigen und sich selbst die Flüge buchen? Wenn ich auf die Karte schaue, sehe ich, wie die Taliban die Städte einkesseln." Das gesamte Verfahren sei zu bürokratisch. Enttäuscht zeigte sich auch die Oppositionspolitikerin Agnieszka Brugger, Fraktionsvize der Grünen. "Die Bundesregierung hat dabei versagt, allen Ortskräften in Afghanistan umfassend, sicher und schnell zu helfen. An dieser undankbaren Ignoranz hat auch Angela Merkels Machtwort kaum etwas geändert", sagte sie der SZ.

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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