Muslimbrüder rufen zur Woche des Widerstands auf
Archivmeldung vom 17.08.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Muslimbrüder in Ägypten haben zu einer Woche des Widerstands aufgerufen, nachdem es am Freitag erneut zu Zusammenstößen zwischen Anhängern der Muslimbruderschaft und der ägyptischen Sicherheitskräfte gekommen war. Für eine Woche solle es täglich im ganzen Land Demonstrationen geben, hieß es in einer Erklärung der Muslimbrüder vom Freitagabend.
Bei den blutigen Protesten in Ägypten hatte es am Freitag viele Tote gegeben: Allein in Kairo wurden über 50 Menschen getötet, landesweit sollen mindestens 70 Menschen getötet worden sein. Zudem wurden mehrere Hundert Menschen verletzt.
Nach den Freitagsgebeten kam es vor zahlreichen Moscheen in Kairo zu Demonstrationen, die Muslimbrüder riefen ihre Anhänger dazu auf, zum Ramses-Platz nahe des Hauptbahnhofs von Kairo zu ziehen. Im Zentrum der Stadt kam es in der Folge zu schweren Straßenschlachten.
Nahost-Expertin fürchtet Bürgerkrieg in Ägypten
Die österreichische Nahost-Expertin Karin Kneissl befürchtet, dass es in Ägypten zu einem Bürgerkrieg kommen könnte. "Auch wenn ich das Wort `Bürgerkrieg` nicht gerne in den Mund nehme, ich fürchte, dass es dazu kommen wird", sagte Kneissl der österreichischen Zeitschrift "Format". Es entlade sich jetzt eine Spannung, die schon lange in der Luft liege. Wenn in Kairo die Strom- oder Wasserversorgung zusammenbrechen sollte, "gibt es ein Chaos", befürchtet Kneissl. Im Kern ginge es in dem Konflikt um die klare Trennung von Religion und Politik. Die Ägypter seien "sehr fromme, sehr gläubige Menschen", aber vor allem die Jüngeren würden sich dagegen wehren, "ihre komplette Lebenswelt von der Religion bestimmen zu lassen".
Ob man weiter nach Ägypten in den Urlaub fahren sollte, lässt die Nahost-Expertin offen: "Das muss jeder für sich entscheiden. Auf der einen Seite ist es kein schönes Gefühl, wenn man am Strand liegt und einige hundert Kilometer entfernt sterben Menschen. Umgekehrt schadet ein Reiseboykott in erster Linie den Menschen, deren Arbeitsplätze damit in Gefahr sind."
Quelle: dts Nachrichtenagentur