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Ai Weiwei lobt Deutschlands Einsatz für Menschenrechte in China

Archivmeldung vom 23.02.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.02.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Ai Weiwei 2007 vor Template auf der documenta 12.
Ai Weiwei 2007 vor Template auf der documenta 12.

Foto: Hafenbar at de.Wikipedia
Lizenz: CC-BY-SA-2.0-de
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der chinesische Künstler Ai Weiwei hat Deutschlands Einsatz für die Menschenrechte gegenüber der chinesischen Führung gelobt. "Deutschland ist das Land, das am aggressivsten für die Einhaltung der Menschenrechte wirbt", sagte Ai in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Focus".

Deutsche Politiker pochten offen darauf. "Das ist nicht viel, aber immerhin." Gegenüber der neuen chinesischen Führung sollten die westlichen Staaten sich ihrer eigenen Werte versichern und trotz großer Geschäftschancen nicht in Opportunismus verfallen. Ai, der immer wieder wegen seiner regimekritischen Haltung in Konflikt mit den Behörden gerät, übte vernichtende Kritik an seiner Heimat. Das Justizsystem sei korrupt, es habe keine grundlegenden Verbesserungen gegeben. "Sie können jeden zerquetschen, der eine andere Meinung hat."

In China werde nach dem Gesetz regiert, aber es gebe kein Rechtsstaatsprinzip. "Die Verfassung wird in China wie Toilettenpapier behandelt." Ai forderte eine unabhängige Justiz und freie Wahlen. Das Rechtssystem dürfe nicht dazu missbraucht werden, die privaten Bedürfnisse von Parteimitgliedern zu sichern. "Es gibt in der Kommunistischen Partei Unberührbare, die außerhalb jeder Kontrolle stehen." Die Macht liege in den Händen von 500 Familien. Aber China könne es sich "langfristig nicht leisten, ohne politische Veränderung weiterzumachen. Weil es sonst nicht überleben kann."

Skeptisch zeigte sich der Künstler allerdings, ob die neue Regierung, die Anfang März auf dem Nationalen Kongress in Peking inthronisiert wird, tatsächlich Reformen einleiten wird. Über den künftigen Staatschef Xi Jinping und den künftigen Regierungschef Li Keqiang könne er wenig sagen. "Wenn ich aber bedenke, was ich über dieses System weiß, dann sehe ich keine Chance für Veränderungen." Wenn die Regierung "nur ein Fünkchen Reformwillen" habe, werde sie einen Zeitplan für freie Wahlen vorlegen.

Ai, der 2011 wegen angeblicher Steuerhinterziehung für zwei Monate inhaftiert wurde, sieht eine zunehmende Konfliktbereitschaft in China. Die Leute fühlten sich durch die öffentlichen Diskussionen ermutigt, und sie seien bereit, diejenigen zu opfern, die Reichtum und Korruptheit zur Schau stellten. Der 55-Jährige arbeitet derzeit an einer Installation, mit der er Deutschland bei der Biennale in Venedig vertreten soll. Er hoffe auf eine Reisegenehmigung, "und dass sie die Sensibilität haben, mir zu erlauben, wieder normal zu werden, anstatt mich in der Position eines Heiligen oder Helden zu belassen."

Die Kommunistische Partei habe ihn zu einer Art mystischer Person gemacht. Ai Weiwei wurde in Deutschland bekannt, als er 2007 zur documenta 1001 seiner Landsleute bringen ließ. Eine Gastdozentur der Akademie der Künste in Berlin kann er nicht annehmen, weil ihm die Behörden keinen Reisepass ausgehändigt haben. Er war auch am Design des Olympiastadions in Peking beteiligt.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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