Stationierung neuer US-Marschflugkörper in Europa nicht vor 2023
Archivmeldung vom 08.12.2018
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.12.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDie USA haben nach Einschätzung deutscher Experten nur wenige Optionen, um auf den angeblichen Bruch des INF-Vertrages durch Russland zu reagieren. Zwar habe US-Sicherheitsberater John Bolton kürzlich das Verteidigungsministerium angewiesen, landgestützte Marschflugkörper (GLCM) "so schnell wie möglich" zu entwickeln und in Europa zu stationieren, berichtet der "Spiegel" in seiner neuen Ausgabe.
Analysten im Bundesnachrichtendienst gingen jedoch davon aus, dass ein neues US-Waffenprogramm mindestens fünf Jahre Entwicklungszeit benötige. Um den Europäern die Zustimmung zu erleichtern, sollen die neuen GLCM einen konventionellen Sprengkopf erhalten, berichtet das Nachrichtenmagazin weiter. Washington wirft Moskau seit Jahren vor, den INF-Vertrag von 1987 zu verletzen, was Russland bestreitet. Der Vertrag verbietet Russen und Amerikanern GLCM mit einer Reichweite von 500 bis 5.500 Kilometern. Die Nato habe sich diese Woche den US-Vorwurf zu eigen gemacht, wonach die Russen mehrere Bataillone mit jeweils 24 nuklearfähigen Marschflugkörpern vom Typ SSC-8 stationiert hätten. Die USA hielten das inzwischen nicht mehr nur für einen Vertragsbruch, sondern auch für eine ernsthafte militärische Bedrohung, berichtet das Nachrichtenmagazin.
Die US-Regierung hat angekündigt, den INF-Vertrag in zwei Monaten zu suspendieren, sollten die Russen bis dahin nicht alle SSC-8 verschrotten. In der Nato gelte ein solches Nachgeben als ausgeschlossen, berichtet der "Spiegel". Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte US-Präsident Donald Trump auf dem G20-Gipfel in Buenos Aires trotzdem die Zwei-Monats-Frist abgerungen, damit sichtbar werde, dass allein Russland für die Eskalation verantwortlich sei. Bei der Nato rechne man damit, dass die Amerikaner schon beim Treffen der Verteidigungsminister im Februar über eine Beteiligung der Allianz an den Kosten für die neuen GLCM reden wollen, berichtet das Nachrichtenmagazin weiter. Als die Nato von 1983 bis 1987 GLCM in Europa stationierte, kostete die sogenannte Nachrüstung nach heutigen Preisen knapp 18 Milliarden Dollar. Etwa 96 Prozent trugen die USA.
Quelle: dts Nachrichtenagentur