Ex-UN-General Dallaire fordert Intervention in Syrien
Archivmeldung vom 18.07.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer pensionierte kanadische General Romeo Dallaire, der 1994 während des Völkermordes die UN-Truppen in Ruanda kommandierte, fordert eine militärische Intervention in Syrien. Das sagte Dallaire der "Bild-Zeitung". Der ehemalige UN-General bezeichnete die Ereignisse in Syrien als "völlig offene Anwendung von unverhältnismäßiger Gewalt gegen Gruppen, die dem Regime gefährlich werden könnten".
Die "Grenze zum Bürgerkrieg" sei bereits überschritten, so Dallaire. "Wir bewegen uns in die Richtung von massenhaften Gräueltaten und Völkermord. All das sollte uns eigentlich starke Argumente liefern, um in Syrien zu intervenieren." Allerdings, so Dallaire, habe Assad offenbar "noch nicht genug Menschen getötet", um eine militärische Intervention in Syrien herbeizuführen. Er kritisierte, dass "Nationen immer noch nicht bereit sind, aus reiner Menschlichkeit andere Menschen zu beschützen. Unsere entwickelten Länder sind nicht bereit, eigene Verluste zu riskieren, obwohl in Syrien gefoltert wird, trotz massiver Zerstörung, trotz gezielter Gewalt gegen Kinder."
Mit Blick auf das Massaker von Srebrenica und den Völkermord von Ruanda sagte Dallaire der Zeitung, "die Ära der 90er Jahre, in der wir katastrophal versagt haben, setzt sich zwei Jahrzehnte später fort". Im Interview forderte Dallaire auch, die unbewaffneten UN-Beobachter in Syrien mit einer Schutztruppe zu unterstützen. "Die Beobachter müssten bewaffnete Verstärkung haben." Dabei ginge es nicht darum, Truppen des syrischen Regimes anzugreifen. "Es ginge nur darum, Schutzzonen zu schaffen, in die Menschen sich flüchten können. Wir müssen den Mut haben, eine solche Truppe zu stellen und dabei auch Verluste in Kauf nehmen. Sollte diese Truppe dann angegriffen werden, haben wir genau den Stolperdraht für eine deutlich größere Intervention der NATO."
Die Rolle Deutschlands in der Syrien-Krise sieht Dallaire kritisch. Er finde es "schwierig, dass Deutschland mit seiner besonderen Geschichte und seinem wirtschaftlichen und politischen Erfolg der letzten Jahrzehnte keine viel stärke Rolle als Führungsnation einnimmt", so der ehemalige General. "Als führende Mittelmacht sollte Deutschland eigentlich für eine Intervention werben."
Quelle: dts Nachrichtenagentur