Afghanistan: Caritas warnt vor den Risiken zwangsweiser Rückführungen
Archivmeldung vom 22.04.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAngesichts der Verschlechterung der Sicherheitslage in Afghanistan warnt der Deutsche Caritasverband davor, die zwangsweise Rückführung von Afghanen seitens der Bundesregierung voranzutreiben. "Afghanistan ist ein Land mit extrem fragiler Sicherheitslage. Von Monat zu Monat steigt die Zahl der toten und verletzten Zivilisten auf ein neues Rekordniveau. Eine Ausweitung der zwangsweisen Rückführung von abgelehnten Asylbewerbern ist aus unserer Sicht deshalb derzeit nicht zu verantworten", warnt Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes.
Laut neuestem Bericht der Vereinten Nationen starben in Afghanistan in den ersten drei Monaten 600 Menschen, 1343 wurden verletzt. Die Zahl der zivilen Opfer hat damit ein neues Rekordniveau erreicht. Parallel zu der Verschlechterung der Sicherheitslage steigt die Zahl der Asyl suchenden Afghanen in Deutschland. Im vergangenen Jahr registrierten die Behörden rund 150.000 Afghanen als Asylsuchende. Die bereinigte Anerkennungsquote für das Jahr 2015 lag bei knapp 78 Prozent. Nach Pakistan sind bislang 1,5 Millionen Afghanen geflohen, rund eine Million halten sich im Iran auf. Durch ein Diskussionspapier war unlängst bekannt geworden, dass die EU erwägt, 80.000 afghanische Flüchtlinge abzuschieben und der Regierung in Kabul mit Kürzung der Entwicklungshilfe zu drohen, um sie zur Aufnahme der Abzuschiebenden zu bewegen.
Der Deutsche Caritasverband setzt sich mit anderen staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren dafür ein, in Afghanistan durch geeignete Maßnahmen darauf hinzuwirken, dass weniger Afghanen das Land verlassen müssen. Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, engagiert sich seit den 80er Jahren in Afghanistan. Im Kabuler Büro sind zwei deutsche und bis zu 13 afghanische Mitarbeiter beschäftigt. Caritas international fördert in Afghanistan zahlreiche Projekte lokaler Partner und hat unter anderem Krankenhäuser, Schulen und Straßen gebaut. Schwerpunkte der aktuellen Arbeit sind die Nothilfe in Dürregebieten des zentralen Hochlandes sowie die Behandlung von Drogensucht.
Quelle: Caritas international (ots)