Polen-Beauftragter: Polnische EU-Ratspräsidentschaft eine Chance
Der Polen-Beauftragte der Bundesregierung, Dietmar Nietan (SPD), hat vor der polnischen EU-Ratspräsidentschaft ab Anfang kommenden Jahres den gestiegenen Einfluss Polens in Europa hervorgehoben und zugleich eine Verbesserung des deutsch-polnischen Verhältnisses angemahnt. Polens Einfluss in der EU sei enorm gestiegen, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
"Weil Deutschland und Frankreich im Moment aus unterschiedlichen Gründen
auf europäischer Ebene nicht voll einsatzfähig sind, kommt es unter den
großen und mittelgroßen EU-Staaten jetzt sehr stark auf Polen an",
fügte Nietan hinzu.
Die EU-Ratspräsidentschaft, die erste in der
neuen Amtszeit von US-Präsident Donald Trump, werde "hoffentlich sehr
wichtig und markant" und habe jede Unterstützung auch der
Bundesregierung verdient, sagte der Polen-Beauftragte. "Verteidigung und
Sicherheit hat Polen an die erste Stelle gesetzt - Europa und
Deutschland kann sich nicht mehr hinter den Amerikanern verstecken.
Polen will die EU in die richtige Richtung steuern", so der
SPD-Politiker.
Nietan nannte die deutsch-polnischen Beziehungen
"besser als vor einem Jahr, aber ausbaufähig". Es gebe auf der
polnischen Seite Frustration über die Beziehungen. "Die Regierung in
Warschau hat sich sehr über die anfänglichen deutschen Signale zur
stärkeren Zusammenarbeit gefreut, die Hoffnungen wurden aber enttäuscht:
Zu einem erwarteten Sicherheitspaket und einer humanitären Geste
Deutschlands für die letzten noch lebenden Opfer der Nazi-Diktatur ist
es noch nicht gekommen."
Jetzt demonstriere Tusk vor den
wichtigen Präsidentschaftswahlen in Polen im Mai, dass es zur Not auch
ohne die Deutschen gehe. Bis dahin werde sich in den Beziehungen wohl
nichts mehr bewegen. Aber nach den Wahlen könne es noch zu
deutsch-polnische Regierungskonsultationen kommen. "Dann wäre vielleicht
ein großer Deal beispielsweise in der Sicherheitspolitik möglich."
Quelle: dts Nachrichtenagentur