NATO-Papier: Russland setzt auf Hungersnot in anderen Ländern
Archivmeldung vom 07.06.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie NATO geht davon aus, dass Russland durch das Zurückhalten von Lebensmittelexporten aus der Ukraine Hungersnöte in anderen Ländern in Kauf nimmt, um Sanktionen gegen Russland aufzuweichen. Das geht aus einer vertraulichen Analyse des Bündnisses von voriger Woche hervor, über die das Magazin "Business Insider" berichtet.
Russland wolle demnach Hungersnöte als politische Waffe einsetzen, um betroffene Länder politisch zu schwächen und so westlichen Sanktionen zu umgehen, heißt es in dem Papier. Konkret gehen die Autoren davon aus, dass Russland gezielt die Lebensmittelknappheit erhöhe, damit der politische Druck in besonders Import-abhängigen Ländern zunehme. Hinzu kämen steigende Lebensmittelpreise und fehlende Nahrung für die Flüchtlinge in der Bevölkerung, die den Druck noch weiter anheizen.
Unter diesem Druck, glaubt die NATO, könnten dann die nationalen Interessen für einige Länder kurzfristig wichtiger werden, anstatt weiterhin westliche Sanktionen zu unterstützen.
Das heißt: Länder, die besonders von Russlands Lebensmitteln abhängig sind, könnten anfälliger für russischen Einfluss werden. Ziel von Putin sind dabei laut Weltkarte der NATO der Sudan, Ägypten, Äthiopien, Syrien, Afghanistan und Aserbaidschan. In vielen Ländern ist der Anteil der Flüchtlingsbevölkerung hoch, außerdem haben sie das höchste Risiko unter der Lebensmittelknappheit Russlands zu leiden.
In die Veröffentlichung des Berichtes platze allerdings die Nachricht, dass die russische Führung mit Kiew und Ankara ein Schema zur Freigabe von Getreidelieferungen aus dem bisher blockierten Schwarzmeerhafen Odessa abgestimmt habe. "In den Hoheitsgewässern des Nachbarlands übernehmen türkische Militärs die Minenräumung und sie werden auch die Schiffe bis in neutrale Gewässer begleiten", schreibt die kremlnahe Tageszeitung "Iswestija" am Montag unter Berufung auf Regierungskreise. Später sollen dann russische Kriegsschiffe die Getreidefrachter bis zum Bosporus eskortieren.
Quelle: dts Nachrichtenagentur