Afghanischer Ex-Präsident Karsai erhebt schwere Vorwürfe gegen USA
Archivmeldung vom 24.11.2017
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Freigeschaltet durch André OttDer frühere Präsident Afghanistans, Hamid Karsai, hat heftige Kritik am Vorgehen der USA in seinem Heimatland geübt. Dass sich die Terrormiliz des sogenannten "Islamischen Staats" mittlerweile auch in Afghanistan festgesetzt habe, sei "ein direktes Ergebnis der US-Politik und der Präsenz der USA in Afghanistan", sagte Karsai der "Berliner Zeitung": "Dieser Krieg gegen den Terror wird in den Menschen weiterhin Wut erzeugen."
Die jetzt von Washington angekündigte Strategie, die Zahl der US-Truppen zu erhöhen, "ist keine Lösung", erklärte Karsai. Der frühere afghanische Präsident rief Washington dazu auf, eine internationale Koalition zu bilden, um den Kampf gegen den Terror aufzunehmen: "Die USA müssen die Zusammenarbeit mit maßgeblichen Mächten wie Russland, China und dem Iran suchen, um erfolgreich zu sein." In Afghanistan sei es den USA nicht gelungen, den Terrorismus zu besiegen, so Karsai, der von dem deutschen Publizisten Jürgen Todenhöfer für die "Berliner Zeitung" befragt wurde: "Im Gegenteil. Mit der Präsenz der USA in Afghanistan erreichte die Radikalisierung ihren Höhepunkt." Zusammen mit Pakistan seien die USA "die größten Hürden für den innerafghanischen Friedensprozess".
In den vergangenen 16 Jahren hätten die USA keine Pläne für das Nation Building, also den staatlichen Aufbau Afghanistans, verfolgt. Stattdessen hätten sie "Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit verletzt und sich in Konkurrenz mit den nationalen afghanischen Sicherheitskräften befunden", erklärte Karsai, der Afghanistan von 2001 bis 2014 regierte: "Ein weiteres Beispiel für das Fehlverhalten der USA ist die von ihnen geförderte massive Korruption. So wurden Aufträge direkt von der US-Armee vergeben." Das sei ein Verstoß gegen afghanische Gesetze. "Die USA haben sich in unser Wahlsystem eingemischt und eine Regierung geschaffen, die nicht der afghanischen Verfassung entspricht."
Quelle: dts Nachrichtenagentur